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Sieg im dritten Anlauf

Der große Verlierer heißt EADS: Am Donnerstag fiel nach jahrelangem, zähem Ringen um einen Milliardenauftrag der US-Luftwaffe die Entscheidung zugunsten Boeings. Das Pentagon erteilte dem US-amerikanischen Konzern den Zuschlag für den Auftrag zur Modernisierung seiner Tankflugzeugflotte. Es war bereits der dritte Ausschreibungsversuch. Der letzte ging 2008 noch an EADS.

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In einer ersten Tranche soll Boeing bis 2017 insgesamt 18 Tankflugzeuge für 3,5 Milliarden Dollar (2,6 Mrd. Euro) für die US-Streitkräfte liefern. Insgesamt soll der Auftrag den Bau von 179 Flugzeugen für rund 35 Milliarden Dollar umfassen.

Bereits bei der ersten Ausschreibung 2003 hatte Boeing die Nase vorne. Allerdings widerrief das Pentagon die Vergabe, nachdem bekanntgeworden war, dass eine Pentagon-Mitarbeiterin Boeing widerrechtlich mit Informationen versorgt hatte. In einem zweiten Verfahren setzte sich EADS im Februar 2008 durch. Boeing focht das Vergabeverfahren daraufhin vor dem Rechnungshof des US-Kongresses erfolgreich an. Das Pentagon schrieb den Auftrag schließlich 2009 komplett neu aus.

Politische Einflussnahme von beiden Seiten

Wie hart der Deal umkämpft war, zeigten die Wortgefechte im Vorfeld der Vergabe. So kündigte die demokratische Senatorin Patty Murray, eine Unterstützerin von Boeing, heftigen Widerstand für den Fall an, dass EADS gewinnt. „Ich kann nicht glauben, dass unser Land ein ausländisches Unternehmen bevorzugen würde“, sagte sie der Washingtoner Zeitung „The Herald“.

Doch auch EADS hatte starke Befürworter. Republikaner aus dem Süden des Landes stellten sich auf die Seite der Europäer. Hintergrund war jedoch nicht so sehr die Sympathien zum Alten Kontinent, sondern vielmehr weil EADS im Falle eines Zuschlags ein Werk im US-Bundesstaat Alabama bauen wollte. Der Konzern versprach der gesamten Region dadurch 48.000 neue Arbeitsplätze bei sich selbst und Zulieferern.

Werbeschlacht in eigener Sache

Auch Boeing rührte kräftig die Werbetrommel. So erklärte das Unternehmen in landesweit geschalteten Werbeanzeigen und TV-Spots, dass seine Maschinen um 24 Prozent weniger Treibstoff verbrauchen würden als die von Airbus. Die US-Steuerzahler könnten so in den kommenden 40 Jahren Milliarden Dollar an Steuern sparen. 50.000 Arbeitsplätze in den USA blieben mit Unterstützung von mehr als 800 Zulieferern in mehr als 40 Bundesstaaten erhalten, warb der US-Konzern.

EADS hielt sich mit Eigenwerbung eher zurück. Zu den Details seiner Maschinen machten die Europäer gar keine Angaben. Allerdings konnte es sich die Airbus-Mutter nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass ihre KC-45 die bisher einzige Maschine sei, die bereits funktioniere. Die Boeing-Maschine dagegen gebe es bisher „nur auf dem Papier“ und sie koste 15 bis 55 Prozent mehr.

534 Maschinen völlig veraltet

Und das Geschäft könnte Boeing noch weitere Folgeverträge bringen. Insgesamt muss die Air Force 534 Tankflugzeuge und Frachtmaschinen ersetzen, die noch Präsident Dwight D. Eisenhower kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs angeschafft hatte. Schon das Tankflugzeug, die KC-135, das nun ausgemustert werden soll, stammt von Boeing.

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