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Internationale Einigung auf NFC-Standard

Unlängst hat die GSM Association (GSMA) bekanntgegeben, international verbindliche Standards und Testverfahren für drahtloses Bezahlen via NFC-Handy entwickeln zu wollen. Die ersten dieser Dienste sollen 2012 an den Start gehen, die Technik dafür gibt es schon seit 2002.

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Auch A1 Telekom Austria, die Deutsche Telekom, Orange und Vodafone sind unter den Betreibern, die verstärkt Bezahlsysteme via Near Field Communication (NFC) einführen wollen. Bei NFC befindet sich im Handy ein Funkchip, der mit einem Terminal, beispielsweise einem Fahrkartenautomaten, Kontakt aufnehmen kann. Auch bargeldlose Bezahlvorgänge lassen sich über diese Verbindung abwickeln. Abgerechnet wird dann über den Mobilfunker.

Frau hält Handy zu Automat

mobilkom austria

Bargeldlos Bezahlen mit dem Handy

Die Philips-Halbleitersparte, aus der 2006 der Chiphersteller NXP hervorgegangen ist, hat die NFC-Technologie bereits 2002 im steirischen Gratkorn erfunden. „Aufgehalten wurde der Durchbruch von NFC durch die Standardisierungsdiskussion zwischen Handyherstellern und Netzbetreibern“, hieß es bei NXP auf Anfrage von ORF.at. Dabei ging es vor allem um die Frage, wo die Daten gespeichert werden sollten und wer Zugriff darauf bekommt. Vor zwei Jahren gab es schließlich eine Einigung - nun wird der NFC-Chip mit Hilfe des Single Wire Protocol (SWP) über die SIM-Karte gesteuert.

Immer mehr Hersteller ziehen nach

Zudem habe es abseits von Nokia lange kaum Interesse der Handyhersteller gegeben, was es schwierig gemacht habe, die Technologie für Konsumenten attraktiv zu machen. „NFC hängt natürlich auch von der bestehenden Kontaktlos-Infrastruktur ab“, erklärt NXP-Sprecher Alexander Tarzi. Im Gegensatz zu Asien und den USA gebe es in Europa relativ wenig entsprechende Infrastruktur wie etwa Zugangssysteme.

NXP hat vor eineinhalb Jahren einen standardkonformen Chip auf den Markt gebracht. Dieser werde etwa für das Google-Smartphone Nexus S verwendet. Mittlerweile haben fast alle Hersteller NFC-Geräte angekündigt, darunter auch Samsung und Research in Motion (RIM). Google hat in sein Handybetriebssystem Android eine NFC-Schnittstelle eingebaut, was einen weiteren Push für die Technologie bedeuten dürfte. Branchengerüchten zufolge soll auch das nächste iPhone von Apple einen NFC-Chip bekommen, der Konzern hält sich aber wie immer bedeckt.

„Die Zeit ist reif“

In Österreich hat A1 Telekom Austria als erster Anbieter bereits seit 2007 NFC-Services im Angebot, im Raum Wien können Zugs- und U-Bahn-Tickets per NFC-Handy gekauft werden. Dafür wurden an den bestehenden Fahrkartenautomaten „Smart Tags“ angebracht, die mit den Mobiltelefonen kommunizieren.

Frau hält Handy zu Automat

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Die ÖBB bieten bereits den Fahrkartenkauf per NFC an.

Etwa 1.000 solcher Touchpoints gibt es bereits. Im Businessbereich bietet A1 zudem die mobile Zeiterfassung über NFC an. Insgesamt 50.000 NFC-fähige Nokia-Handys habe A1 seit 2007 verkauft, erklärt eine Sprecherin im Gespräch mit ORF.at. Im Moment seien alle Geräte ausverkauft. „Sobald neue Geräte da sind, starten wir wieder. Zwischenzeitlich arbeiten wir an neuen NFC-Diensten, die zum Teil neue Services ermöglichen werden oder aber die Benutzerfreundlichkeit der bestehenden Dienste optimieren werden. Wir sind bereit.“

„Offensichtlich ist die Zeit jetzt reif“, ist man sich auch bei NXP sicher. Bezahlen auf dem Handy sei eine attraktive Applikation für Smartphones, die vor allem über Zusatzfunktionen bei den Konsumenten punkten wollen. Das macht sich auch bei den Absatzzahlen bemerkbar. NXP hat laut CEO Rick Clemmer zwischen 2002 und Anfang 2010 rund eine Million NFC-Chips verkauft. Allein im letzten Quartal 2010 hat sich diese Zahl fast vervierfacht.

Einheitliche Verfahren für weltweite Nutzung

Auch bei den restlichen heimischen Mobilfunkern ist scheinbar das Interesse an der neuen alten Technologie erwacht. Bei T-Mobile hieß es auf Anfrage von ORF.at, dass man noch im ersten Halbjahr fünf NFC-fähige Handys ins Portfolio aufnehmen werde, bis Ende des Jahres sollen die Kunden dann bereits aus 15 Geräten wählen können. Bei Orange werde derzeit „noch evaluiert“, erklärte ein Sprecher. Man schaue sich genau an, welche Lösungen man anbieten könne.

Eine Entscheidung sei zwar noch ausständig, doch auch hier rechnet man damit, bis Ende des Jahres ein paar Geräte anbieten zu können. Auch beim kleinsten heimischen Mobilfunker „3“ werden derzeit Möglichkeiten für einen standardisierten Bezahldienst evaluiert. Zudem sollen immer mehr neue Geräte im Portfolio NFC unterstützen.

Die GSMA will künftig sicherstellen, dass nicht jeder Provider bei NFC sein eigenes Süppchen kocht und der Weltmarkt fragmentiert - jeder Mobilfunkkunde soll problemlos an jedem Terminal weltweit mit einem einheitlichen Verfahren bezahlen können. Der Verband erwartet, dass 2015 weltweit Transaktionen im Wert von über 110 Milliarden Euro via NFC abgewickelt werden.

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