Comic über Chopin sorgt für Skandal in Polen

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Das polnische Außenministerium lässt alle verbliebenen Ausgaben eines Comics einstampfen, der die polnische Herkunft von Frederic Chopin im Ausland bekannter machen sollte. „Es war ein grober Fehler, diesen Comic in Auftrag zu geben“, sagte Außenminister Radoslaw Sikorski gestern.

Mit seinen 146 Seiten sollte das Heft an das Chopin-Jahr 2010 erinnern, es beschreibt in verfremdeter Form das Leben des Künstlers. Es versetzt den Komponisten in die Gegenwart, er bekam einen Skinhead als Freund und unterhält sich in vulgärstem Jugend-Slang.

Die Kritiker sprechen von einem „Fiasko“ für das Außenministerium, auch die Korruptionsbeauftragte der Regierung, Julia Pitera, nannte den Vorgang einen „Skandal“. Minister Sikorski sagte, er habe keine Kenntnis von dem Projekt gehabt. Leider könne er den verantwortlichen Mitarbeiter der polnischen Botschaft in Berlin nicht entlassen, weil er den Dienst bereits quittiert habe.

„Das ist jetzt viel mehr wert“

Der Comic erschien mit einer Auflage von 2.000 Stück auf Deutsch und Polnisch. Einige der Exemplare wurden bereits verteilt. Bei einer Wohlfahrtsveranstaltung in Warschau ersteigerte ein Bieter jüngst ein vom polnischen Botschafter in Berlin signiertes Heft für umgerechnet 60 Euro.

„Das ist jetzt viel mehr Geld wert, wegen seiner Seltenheit“, sagte der Zeichner Alex Klos. „Die Vulgarismen erfüllen den Zweck, einen natürlichen Umgangston zu erzeugen“, sagte der Publizist Bartek Chacinski. Der Macher des Comics, Krzysztof Ostrowski, verteidigt sein Werk ebenfalls.