Kathedrale in Innenstadt eingestürzt
Knapp ein halbes Jahr nach einem schweren Erdbeben ist Neuseelands zweitgrößte Stadt Christchurch erneut von einem verheerenden Beben erschüttert worden. Nach Angaben von Premierminister John Key wurden mindestens 65 Menschen getötet, die Zahl der Opfer könne weiter steigen. Key sprach von einer „Tragödie“ für die Stadt und das ganze Land.
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Nach Angaben der US-Geologiebehörde erschütterte das Beben der Stärke 6,3 Christchurch um 12.51 Uhr Ortszeit (0.51 Uhr MEZ). Zu dem Zeitpunkt waren die Büros, Straßen und Cafes der 340.000 Einwohner zählenden Stadt voll mit Menschen.
Mehrere Gebäude, darunter ein vierstöckiger Büroblock für 200 Menschen sowie eine Jugendherberge, stürzten ein, auch die Kathedrale in der Innenstadt. Straßen brachen auf, von der sechsstöckigen Zentrale von Canterbury TV blieben nur noch Trümmer übrig. Zahlreiche Menschen wurden verschüttet, andere von Trümmerteilen erschlagen. Mindestens zwei Linienbusse wurden durch herabfallende Betonteile zerstört.

AP/Layton Duncan
Kathedrale von Christchurch eingestürzt
Tausende in Panik
Tausende Menschen rannten in Panik auf die Straße, bevor das Zentrum evakuiert wurde. Rettungskräfte und freiwillige Helfer suchten in den Trümmern nach Verschütteten. Immer wieder mussten sie ihre Arbeit wegen Nachbeben unterbrechen. Diese erreichten teilweise immer noch eine Stärke von 5,6. Medienberichten zufolge schickten Verschüttete verzweifelt SMS an ihre Angehörigen. Tausende Einwohner waren ohne Strom, Handynetze waren unterbrochen. Der Flughafen wurde geräumt. Bürgermeister Bob Parker sprach von einem „schwarzen Tag“ und rief einen fünftägigen Notstand aus.
Zu wenige Krankenwagen
Offiziellen Angaben zufolge ist der komplette ärztliche Stab des Militärs im Einsatz. Die Behörden versetzten die Krankenhäuser des ganzen Landes in Alarmbereitschaft, um Verletzte aufzunehmen. Es gab erste Berichte über einen Mangel an Krankenwagen. Auch einige hundert Soldaten halfen bei der Suche und der Rettung von Verschütteten.
„Ich dachte der beste Platz ist unter dem Schreibtisch, aber die Decke ist zusammengebrochen“, sagte Anne Voss, Büroangestellte, im Fernsehen gut sechs Stunden nach dem Beben. „Ich kann mich nicht bewegen und habe große Angst.“
Schweres Beben im Vorjahr
Christchurch war bereits am 4. September von einem Beben der Stärke 7,0 erschüttert worden. Rund 100.000 Häuser wurden damals beschädigt, Menschen aber kamen nicht ums Leben. Nach Angaben von Seismologen war das Beben am Dienstag trotz seiner geringeren Stärke verheerender, weil das Zentrum der Erschütterung näher an der Erdoberfläche lag. Bei vielen Gebäuden dürften zudem die Fundamente bereits beim ersten Beben im September gelitten haben.
Die Infrastruktur leide noch unter den Schäden des früheren Erdbebens und sei deshalb besonders anfällig bei weiteren Erdstößen, sagte James Goff von der australischen Universität New South Wales. Neuseeland liegt zwischen der pazifischen und der indo-australischen Kontinentalplatte. Dort werden jährlich gut 14.000 Erdbeben registriert, etwa 20 davon sind stärker als 5. 1931 forderte ein Beben in der Stadt Napier im Norden des Landes 256 Menschenleben.
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