Unter Ausschluss der Öffentlichkeit
Der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wird das Segelschulschiff „Gorch Fock“ noch vor der Rückkehr in den Heimathafen Kiel besuchen. Die Gespräche mit der Besatzung würden unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden, sagte ein Ministeriumssprecher am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Ein genauer Zeitpunkt stehe noch nicht fest. Die SPD kritisierte das Vorhaben. Guttenberg sollte „nicht schon wieder den Macher-Typ spielen, sondern das Verfahren schnell zum Abschluss bringen“, sagte der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold der „Rheinischen Post“ (Dienstag-Ausgabe). Nach Berichten über chaotische Zustände auf dem Segelschulschiff nach dem Tod einer 25-jährigen Kadettin hatte Guttenberg die „Gorch Fock“ von Südamerika nach Deutschland zurückbeordert.
Anfang April zurückerwartet
Derzeit liegt sie im chilenischen Hafen Valparaiso und wird erst Ende April oder Anfang Mai in Kiel zurückerwartet. Guttenberg hatte am Montag die Marineschule Mürwik in Flensburg besucht. Dort sprach er mit Offiziersanwärtern, die an Bord waren, als die Kadettin im November verunglückte. Die Stammbesatzung hatte sich in einem offenen Brief enttäuscht vom Verhalten der politischen und militärischen Führung in der Affäre gezeigt. Guttenberg hat darauf inzwischen geantwortet, die Inhalte des Briefs aber nicht veröffentlicht.
„Ich stehe vor jedem Soldaten“, so Guttenberg vor den Kadetten in Mürwik. Fragen nach der Zukunft des Segelschulschiffes wich Guttenberg aus. Zunächst müssten Vorwürfe „sauber“ abgearbeitet werden und das Ausbildungskonzept zukunftsfest sein. Er würde sich aber freuen, wenn es eine Zukunft für die „Gorch Fock“ gäbe.
Gespräch mit Mutter der verunglückten Kadettin
Guttenberg zeigte sich zufrieden mit seinen Gesprächen in Mürwik. Auch der Stammbesatzung der „Gorch Fock“ habe er eine direktes Gespräch angeboten, allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Besatzung hatte unter anderem die Abberufung ihres Kapitäns Norbert Schatz durch Guttenberg heftig kritisiert.
Laut Medienberichten kündigten inzwischen mehrere Besatzungsmitglieder an, nach Rückkehr des Schiffes ihren Dienst quittieren zu wollen. Guttenberg sprach unterdessen auch mit der Mutter der verunglückten Kadettin. Zum Inhalt wollte er sich aber nicht äußern. In der vergangenen Woche hatten Berichte für Aufsehen gesorgt, laut denen die Offiziersanwärterin übergewichtig und möglicherweise dienstuntauglich gewesen sein soll.
Entschuldigung gefordert
Das Verteidigungsministerium hatte sich dazu unter Hinweis auf die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen nicht öffentlich geäußert. Die Mutter der jungen Frau gab die Verantwortung für die Spekulationen der deutschen Bundeswehr. „Wir erwarten, dass Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg sich dafür entschuldigt“, forderte ihr Anwalt Thomas Kock im Magazin „Focus“. Der Minister ging öffentlich nicht darauf ein.
Links: