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Gezielt Objekte entwendet

Tage nach den Ausschreitungen und dem Überfall auf das Ägyptische Museum in Kairo ist nun bekanntgeworden, dass zahlreiche wertvolle Stücke vermisst werden. Darunter seien zwei vergoldete hölzerne Statuen Tutanchamuns, eine Kalksteinstatue Echnatons sowie eine Figur Nofretetes, wie das Ägyptische Ministerium für Altertümer am Sonntag mitteilte. Am Montag tauchten einige Stücke wieder auf.

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Den Höhepunkt der Unruhen in der ägyptischen Hauptstadt Kairo nützten offenbar geschickte Diebe, um mindestens siebzehn Stücke aus der unbezahlbaren Antikensammlung des Museums zu entwenden. Im Gegensatz zu Vandalen, die wenige Tage später bei einem Einbruch 70 Altertümer beschädigten, dürften die Diebe genau gewusst haben, wonach sie suchen müssten, erklärte der Ägyptologe und derzeitige Staatssekretär für Altertümer, Sahi Hawass.

Diebe kamen durch Glasdach

Während der Überfall vom 31. Jänner offenbar unter der Führung von Wachpersonal stattgefunden hat und großen Sachschaden in den Ausstellungsräumen angerichtete, dürfte der Diebstahl schon drei Tage zuvor verübt worden sein. Laut einem Bericht von CNN stiegen die Diebe über ein Glasdach ein und drangen bis in das Untergeschoß des Gebäudes vor, wo sie gezielt wertvolle Objekte entwendeten, während sie andere in unmittelbarer Nähe unberührt ließen.

Das Fehlen der Kunstschätze wurde erst am Sonntag entdeckt, als die Museumsmitarbeiter ihre Inventur abgeschlossen hatten. Hawass hatte zunächst erklärt, keines der 125.000 Ausstellungsstücke sei gestohlen worden. Derzeit würden Polizei und Militär Personen verhören, die kurz nach dem Überfall verhaftet wurden, erklärte Hawass.

Statue von König Tutenchamun

APA/Egyptian Ministry of Antiquities

Das Grab des Tutanchamun

Tutanchamun regierte als Pharao der 18. Dynastie von etwa 1332 bis 1323 v. Chr. Bekannt wurde er, als Howard Carter 1922 sein nahezu intaktes Grab im Tal der Könige entdeckte. Darunter auch die Statue von dem junge Pharao, wie er von einer Gottheit getragen wird.

Unbezahlbare Stücke verschwunden

Unter den vermissten Stücken sind neben einer vergoldete Holzstatue von Tutanchamun, der von einer Gottheit getragen wird, sowie Oberkörper und Teile der Beine einer vergoldeten Holzstatue, die Tutanchamun mit einer Harpune darstellt, auch eine Figur Nofretetes sowie die Kalksteinfigur des Pharaos Echnaton (Vater von Tutanchamun) und der Kalksteinkopf der Prinzessin Amarna. Auch elf hölzerne Schabti-Figuren, die man im Grab des Beamten Juja gefunden hatte, sind spurlos verschwunden.

Einige der Stücke seien besonders wertvoll gewesen und in speziellen Glasbehältern aufbewahrt worden, erklärte Salima Ikram, Ägyptologin der Amerikanischen Universität in Kairo. „Das sind keine Stücke, die man zufällig findet“, sagte Ikram. „Es sieht vielmehr so aus, als ob sie gezielt ausgesucht worden waren.“

Drei Stücke wieder entdeckt

Drei verschwundene Kunstwerke wurden am Montag wieder entdeckt: Mitarbeiter fanden eine Holzstatuette, eine Skarabäus-Plastik und ein Sargteil auf dem Grundstück des Museums, teilte die ägyptische Altertümerverwaltung am Montag in Kairo mit.

Wie aus der Erklärung des Museums hervorging, wurde auch eine unbekannte Zahl von Amuletten und anderen alt-ägyptischen Kunstwerken aus archäologischen Lagerhäusern in Daschur bei Kairo und in Kantara auf der Halbinsel Sinai gestohlen.

Menschenkette schützte das Museum

Während der Proteste war das Museum, das unmittelbar an den Tahrir-Platz angrenzt, immer wieder bedroht. Mehrmals wurden Molotov-Cocktails in den Innenhof geworfen, doch der Brand konnte rasch gelöscht werden. Einmal gelangen Personen auch in die Ausstellungsräume und zerstörten viele wertvolle Stücke, ließen aber nur wertlosen Schmuck aus dem Museumsshop mitgehen.

Das arabische Fernsehen zeigte damals Bilder von umgestürzten Figuren und eingeschlagenen Vitrinen in der weltberühmten Antikensammlung. Eine spontan gebildete Menschenkette rund um das Museum verhinderte daraufhin weitere Übergriffe. Mittlerweile wird das Museum vom Militär geschützt. Mit der Restaurierung von zunächst 25 der beschädigten Ausstellungsstücke wurde begonnen.

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