Themenüberblick

Leitfaden durch den Modedschungel

London, Berlin, New York - eine Modewoche jagt derzeit die nächste. Doch die Branche ist wieder einmal ihrer Zeit voraus: Auf den Laufstegen werden bereits die Winterkollektionen gezeigt. Aber was trägt man diesen Sommer? Wer die Frühlingsshows verpasst hat, muss die Antwort im Internet suchen. Eine ganze Reihe von Blogs gibt Rat. Und eines wird schnell klar: Dieser Frühling wird ... anders.

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Wenn wärmere Temperaturen wieder ins Freie locken, stellen sich selbst deklarierte Modemuffel unweigerlich die Frage: Was trägt man in diesem Frühling? Mit dem verzweifelten Blick in den Kleiderkasten werden Jeanshemden auf ihre Zeitlosigkeit geprüft und es wird gerätselt, ob Schwarz wirklich als Frühlingsfarbe durchgeht. Wer seinen Stil nicht einfach selbst erfindet, der ist spätestens jetzt auf die Anleitung von Fashion-Fachleuten angewiesen. Und die finden sich zuhauf im Internet - aber nicht alle sind wirklich alltagstauglich.

Transparente Damenstiefel

APA/EPA/Chema Moya

Buchhinweis

Julia Knolle und Jessica Weiss: Modestrecke. Berliner Taschenbuch Verlag, 176 Seiten, 10,30 Euro.

Die Do’s and Dont’s für diesen Sommer

Frauen, die eine handfestere Anleitung brauchen, finden diese auf Les Mads. Das 2007 von Julia Knolle (mittlerweile ausgestiegen) und Jessica Weiss gegründete Blog bietet alles zum Thema Mode. Rund 650.000 Besucher informieren sich dort mittlerweile jedes Monat darüber, was man wann und wie tragen kann. Neue Trends werden dabei auch gleich dem Alltagstest unterzogen. So weiß der geneigte Leser spätestens nach einem Besuch der Seite, dass Palazzo-Hosen bei Wind eher ungünstig sind, man Hut nur noch über gebundenen Tüchern trägt und frau heuer in altrosa Ballerinas durch den Sommer schwebt.

Abgeraten wird hingegen vom 90er-Jahre-Trend, wonach wieder durchsichtiges Plastik in der Mode Einzug hält. Als Elemente bei Schuhen und Mänteln bietet es in diesem Jahr ungewohnte Ein- und Durchblicke. Für alle, die sich so gar nicht zutrauen, in der Früh was Passendes überzuwerfen, gibt es noch die Rubrik „Daily Outfit“, wo die Modeexpertin Kerstin Görling ihre tägliche Kleiderwahl zum Nachstylen ins Netz stellt.

Diktat der Jugend

Wer glaubt, Mode sei nur was für reife, weltgewandte Menschen, die neben dem vorhandenen Kleingeld auch die nötige Selbstsicherheit mitbringen, unterschätzt die junge Generation. Angeführt von Promitöchtern wie Pixi Geldof (Vater Bob Geldof wurde als Sänger der Band The Boomtown Rats berühmt) und Lourdes Ciccone Leon (ihre Mutter ist die Sängerin Madonna) übernimmt immer stärker die Jugend das Trendruder. Selbst die großen Stylisten und Modemacher schauen regelmäßig bei der 14-jährigen Bloggerin Tavi Gavinson vorbei, oder ändern kurzfristig ihre Kollektionen, wenn die 21-jährige Cory Kennedy etwas nicht „cool“ findet.

Peaches und Pixie Geldof

APA/EPA/Daniel Deme

Pixi Geldof (rechts) mit ihrer Schwester Peaches.

So lustig sich die Blogs mitunter lesen, und so interessant der Einblick in das Teenagerleben von kleinen Modefetischistinnen auch ist, wer nicht gerne im Alltag mit türkisfarbener Kunststoffperücke und Netzstrumpfhosen bekleidet aus dem Haus geht, wird kaum brauchbare Tipps finden.

Altbewährt ist nicht unbedingt altbacken

Lohnender sind hier schon Besuche auf etwas gediegeneren Seiten. Eines der meistgelesenen Modeblogs im deutschsprachigen Raum ist das des Modeversandhauses Otto. Dort sammeln Kathrin und Thuy unter der Bezeichnung Two for Fashion modische Tipps. Nach bewährter Versandhausmanier werden die vorgestellten Einzelteile gleich mit den passenden Accessoires kombiniert. Aber nicht nur Versandhäuser gehen mit der Zeit. Auch die „New York Times“, immerhin gegründet 1851, betreibt ein ausgezeichnetes Blog, wo es neben Mode auch allerhand zum Thema Reise, Design und Kunst zum Schmökern gibt. Und ein Extraplus ist die Rubrik für Männermode.

Was trägt der Mann?

Gerade Männer haben es oft nicht leicht, sich abseits vom Besuch beim Lieblingsschneider und dem gelegentlichen Schmökern in einem Männermagazin über Mode auszutauschen. Andre Grünhoff bietet deshalb in seinem Blog allen Interessierten einen guten Überblick, was sich beim deklarierten Lieblingskleidungsstück der Herren - dem T-Shirt - so tut. Und bei T-Shirts kennt sich der Designer aus. Auf seiner Seite A Better Tomorrow werden regelmäßig die besten Shirtdesigns prämiert.

Weg vom T-Shirt, tiefer hinein in die Modewelt, führt die Seite The Urban Gentleman. Da werden so knifflige Fragen beantwortet wie: „Dürfen Männer im Sommer Sandalen tragen?“ (Ja, wenn sie zuvor bei der Pediküre waren) und „Welche Farbkombinationen sind mit Gelb erlaubt?“ (Violett, Schwarz und Grün). Und zum Gustieren gibt es die Jimmy-Choo-Männerkollektion zum Durchklicken.

Totale Modeneulinge finden alles, was sie wissen müssen, auf Fashionboxx. Wie hoch darf ein T-Shirt rutschen, wenn man beide Arme hebt? Welche Jeans passen Männern mit sehr dünnen Beinen? Dazu gibt es Tipps, wie man(n) den Kleiderschrank richtig ausmistet, und zum Drüberstreuen noch coole Marken aus Schweden, die beim nächsten Stockholm-Urlaub unbedingt ins Einkaufssackerl müssen.

Vom Gustieren zum Shoppen

Für alle, die nun auf den Geschmack gekommen sind, und das neu erworbene Fachwissen gleich in die Tat umsetzen wollen, finden im sehr liebevoll geführten Blog Stylekingdom von der Österreicherin Maria Ratzinger eine umfangreiche Liste von Internetshops. Wer zwar so aussehen will, als würde er sich nach dem letzten Schrei kleiden, aber nicht das Geld dafür ausgeben will, findet alle dafür nötigen Tricks auf Fugal Fashionista. Mit etwas Glück kann man die begehrten Designerstücke auch gewinnen. Viele Blogs verlosen regelmäßig Schuhe, Taschen und ganze Outfits - ein Besuch lohnt sich daher allemal.