Preis in die Höhe getrieben
Die Pachino-Tomate zählt zu den weitverbreitetsten und schmackhaftesten Paradeisern. Ihr Name stammt von der gleichnamigen Ortschaft in der Provinz Syrakus im Süden Siziliens. In Italien erregt das Gemüse derzeit großes Aufsehen - Grund dafür ist ein Boykottaufruf des TV-Moderators Alessandro di Pietro.
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„Die Produktion der Pachino-Tomaten ist in den Händen der Mafia - sie sollten boykottiert werden“, behauptete Di Pietro in einer Sendung des staatlichen Senders RAI. Rund 6.000 Tonnen der besonders süßen und geschmacksintensiven Paradeiser werden jährlich geerntet. Durch die Kontrolle des Vertriebs in ganz Italien würde der Preis um das Elffache dessen gesteigert werden, was Erzeuger dafür erhielten, behauptete Di Pietro.
Aussagen „gefährden Lebensgrundlage“ Tausender
Umweltministerin Stefania Prestigiacomo, selbst aus Sizilien, ist empört über diese Vorwürfe. Sie forderte RAI auf, die „absurden und schädlichen Anschuldigungen“ zurückzuziehen, berichtete die britische Tageszeitung „Guardian“ (Onlineausgabe). Sie warnte davor, dass die Aussagen die Lebensgrundlage von 5.000 Produzenten gefährdeten, deren Arbeit die Kirschtomaten „weltweit“ zu einem „Synonym für Qualität“ gemacht habe.
Auch für Giancarlo Galan, Italiens Landwirtschaftsminister, sind die Aussagen haltlos. „Was er sagt, ist absolut inakzeptabel - Anstöße wie diese sollten von geeigneten Einrichtungen kommen, die mit dem organisierten Verbrechen zu tun haben.“
Polizei ermittelt
Ganz haltlos dürften die Vorwürfe Di Pietros nicht sein. Denn die Polizei ermittelt bereits im Zusammenhang mit Frachtunternehmen, die den Vertrieb von Obst und Gemüse in Italien dominieren und der Mafia nahestehen sollen. Diese würden, so der „Guardian“, die Kosten unnötig in die Höhe treiben, indem sie Lieferungen mehrmals quer durch das ganze Land schicken.
Ermittler, die im Vorjahr bereits mehrere Mafiosi im Gemüsehandel verhaftet hatten, sagten, dass sizilianische, neapolitanische und kalabrische Mafia-Familien sich zusammengeschlossen hätten und Lieferlastwägen auch für den Waffenschmuggel verwendeten.
„Sinnbild der italienischen Landwirtschaft“
Gegen die Vorwürfe wehrte sich naturgemäß auch Italiens Agrarunion Confagricoltura: Di Pietro mache einen „ernsten Fehler“. „Die Pachino-Tomate ist ein Sinnbild der italienischen Landwirtschaft, sie wird grundlos kriminalisiert - solche haltlosen Spekulationen werfen einen Schatten auf das Image unserer Produkte“, berichtete die britische „Daily Mail“.
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