Themenüberblick

Weltkulturerbe als Zankapfel

Die Vereinten Nationen (UNO) haben Thailand und Kambodscha angesichts der andauernden Gefechte in einem umstrittenen Grenzgebiet zu Mäßigung aufgerufen. UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte, er sei zutiefst besorgt. Beide Seiten müssten die Waffen niederlegen und zu einer langfristigen Lösung finden. Auch die USA und Frankreich appellierten an beide Seiten.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Angesichts der Gefechte mit Thailand in der Grenzregion hat Kambodscha die Vereinten Nationen um Hilfe gebeten. Regierungschef Hun Sen forderte den Vorsitz des UNO-Sicherheitsrates am Sonntag in einer Fernsehansprache an die Nation auf, eine Dringlichkeitssitzung des Gremiums einzuberufen, um „die Aggression durch Thailand zu stoppen“. In der Grenzregion zwischen Thailand und Kambodscha liefern sich Soldaten beider Länder seit Tagen schwere Gefechte um den jahrhundertealten Hindu-Tempel Preah Vihear, den beide Länder für sich beanspruchen.

Schwerste Gefechte seit zwei Jahren

Trotz einer am Wochenende vereinbarten Waffenruhe gingen die Kämpfe am Montag weiter, wie die Armeen beider Ländern bestätigten. Bei den Auseinandersetzungen mit Toten und Dutzenden Verletzten geht es um einen Tempel, den sowohl Kambodscha als auch Thailand für sich beanspruchen. Es handelt sich um die schwersten Gefechte zwischen beiden Ländern seit mehr als zwei Jahren.

Soldat im Hindu-Tempel Prasat Preah Vihear

APA/EPA/Mak Remissa

Ein kambodschanischer Soldat bewacht die Tempelanlage Preah Vihear.

„Die Armee und die Außenministerien beider Länder arbeiten daran, die Situation zu normalisieren“, erklärte der thailändische Regierungschef Abhisit Vejjajiva. Zugleich hob er hervor, die Feuergefechte an dem umstrittenen Teilstück der Grenze machten deutlich, „dass wir es nie versäumen, unsere Souveränität zu schützen“. Abhisit wird seit Tagen von den sogenannten Gelbhemden für seinen Umgang mit dem Grenzstreit kritisiert. Rund 5.000 Mitglieder der königstreuen Bewegung protestierten am Samstag vor dem Regierungssitz in Bangkok und warfen Abhisit Führungsschwäche vor. Der Regierungschef habe vor Kambodscha „kapituliert“, sagte ein Anführer der Bewegung.

Grenze nicht genau festgelegt

Um das kulturelle Erbe gibt es an mehreren Stellen immer wieder Gefechte an der Grenze, deren Verlauf nie genau festgelegt wurde. 2003 setzte eine aufgebrachte Menge die thailändische Botschaft und thailändische Firmen in Phom Penh in Brand, nachdem eine Zeitung fälschlich berichtet hatte, ein thailändischer TV-Star habe gesagt, Angkor gehöre zu Thailand.

2008 verschärfte sich die Lage, als die UNESCO den Tempel Preah Vihear, dessen Haupteingang auf thailändischer Seite liegt, als kambodschanisches Denkmal auf die Liste des Weltkulturerbes aufnahm. Der Haager Internationale Gerichtshof hatte 1962 entschieden, dass die Ruinen von Preah Vihear zu Kambodscha gehören.

2009 hatte die kambodschanische Regierung den thailändischen Ex-Regierungschef Thaksin Shinawatra, gegen den die Behörden seines Heimatlandes Haftbefehl erlassen hatten, mit allen Ehren empfangen und ihn zu ihrem Sonderberater ernannt, was in Bangkok als schwere Provokation empfunden wurde. Erst im Vorjahr wurden die diplomatischen Beziehungen zwischen Bangkok und Phnom Penh wiederhergestellt.

Links: