Demonstrationen forderten Todesopfer
Die Lage in Ägypten hat sich seit Mitte Jänner stetig verschärft. Die Protestbewegung in dem nordafrikanischen Land eint vor allem die Forderung nach dem Rücktritt von Präsident Hosni Mubarak. Genau wie in Tunesien gab es auch in Ägypten zu Beginn der Proteste mehrere Selbstverbrennungen.
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17. Jänner: Vor dem Parlament in Kairo versucht ein Ägypter, sich selbst zu verbrennen. Er wird schwer verletzt.
18. Jänner: Erneut versucht sich ein Mann vor dem Parlament zu verbrennen. Ein zweiter Mann wird daran gehindert, sich anzuzünden. In Alexandria tötet sich ein Arbeitsloser durch Selbstverbrennung. Der Oppositionelle und Friedensnobelpreisträgers Mohamed ElBaradei sammelt Unterschriften für die Demokratisierung des Landes.
25. Jänner: Landesweit demonstrieren Zehntausende. Mindestens vier Menschen werden getötet, Hunderte verletzt.
26. Jänner: Wieder versammeln sich Hunderte Oppositionelle. Die Staatsmacht geht mit Härte gegen sie vor, mindestens zwei weitere Menschen sterben. Die Regierungen in Washington und Berlin sowie die EU mahnen Mubarak zu Besonnenheit. Ägyptens Behörden blockieren den Zugang zum Kurzmitteilungsdienst Twitter und zu Facebook-Seiten. Inzwischen sind rund 500 Demonstranten festgenommen.
27. Jänner: Die Proteste lösen einen Kurseinbruch an der Börse in Kairo aus, der Handel wird vorübergehend ausgesetzt. Die Staatsanwaltschaft hat 46 Demonstranten wegen „Aufruhrs und Sabotage“ angeklagt. Mehrere Dutzend Oppositionelle versammeln sich vor dem Außenministerium. ElBaradei trifft in Kairo ein, um sich an die Spitze der Demonstranten zu stellen.
28. Jänner: Die Regierung kappt das Internet und die meisten Mobiltelefonverbindungen. Mehr als 100.000 Demonstranten fordern die Staatsmacht heraus. ElBaradei wird unter Hausarrest gestellt. Am Abend rückt das Militär in die Städte ein, Mubarak verhängt eine nächtliche Ausgangssperre. In einer Fernsehansprache kündigt er die Bildung einer neuen Regierung an.
29. Jänner: Zehntausende gehen auf die Straße. Mubarak bildet eine neue Führungsriege, in der Geheimdienst und Militär dominieren. Geheimdienstchef Omar Suleiman wird Mubaraks Stellvertreter.
30. Jänner: Inzwischen sind bei den Unruhen mindestens 150 Menschen gestorben. Vielerorts terrorisieren Plünderer, Brandstifter und Räuber die Bevölkerung. Die Armee rückt unter anderem in Teile des Badeortes Scharm al-Scheich ein. Die ägyptischen Muslimbrüder fordern Mubaraks Rücktritt und rufen die Opposition zur Bildung einer Regierung der nationalen Einheit auf. ElBaradei schließt sich trotz Hausarrestes den Demonstranten an.
31. Jänner: Mubarak will laut seiner Fernsehrede die versprochenen demokratischen Veränderungen umsetzen. Er fordert den neu ernannten Ministerpräsidenten Ahmed Schafik auf, weitgehende Reformen einzuleiten. Oppositionelle geben sich damit nicht zufrieden und rufen zu einer Massendemonstration, dem „Marsch der Million“ in Kairo, auf.
1. Februar: Allein in Kairo fordern etwa zwei Millionen Menschen den Rücktritt von Mubarak. Die Opposition einigt sich unterdessen auf eine gemeinsame Linie. Mubarak kündigt in einer TV-Rede am Abend an, auf eine weitere Kandidatur als Präsident zu verzichten, bis dahin aber im Amt bleiben zu wollen.
2. Februar: Auf dem Tahrir-Platz in Kairo kommt es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern von Mubarak. Die Straßenschlacht geht auch in der Nacht weiter. Es gibt Tote und zahlreiche Verletzte.
3. Februar: Die Armee schaltet sich erstmals wieder ein und errichtet eine Pufferzone zwischen Anti-Mubarak-Demonstranten und Mubarak-Schlägertrupps. Die Gewalt verlegt sich auf die Straßen rund um den Tahrir-Platz.
4. Februar: Laut einem Bericht der „New York Times“ diskutiert die US-Regierung mit ägyptischen Regierungsbeamten über einen sofortigen Rücktritt Mubaraks. In Brüssel fordern die Staats- und Regierungschefs der EU einen umgehenden Regierungswechsel.
5. Februar: Die „New York Times“ berichtet, Mubarak könnte zur medizinischen Untersuchung nach Deutschland ausgeflogen werden, um ihm einen würdigen Weg aus der Krise zu ermöglichen. Berlin dementiert die angeblichen Pläne wenige Tage später. Hohe Funktionäre der regierenden Nationaldemokratischen Partei (NDP) geben ihre Ämter auf. Offiziell suchen die Machthaber mit der Opposition den Dialog.
8. Februar: Die USA verstärken den Druck: Gemeinsam mit der Opposition müsse Ägyptens Regierung eine Strategie für einen geordneten demokratischen Wandel entwickeln. Der Wandel müsse kommen, „je früher, desto besser“, sagt auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon.
10. Februar: In Ägypten verdichten sich Hinweise auf einen baldigen Rücktritt Mubaraks. Für den Abend kündigt der Präsident eine Erklärung an. Der Jubel bei den Demonstranten ist groß, aber verfrüht: Mubarak erklärt zwar, dass er seine Kompetenzen an Vizepräsident Suleiman abgibt, lehnt jedoch einen vorzeitigen Rückzug weiter ab.
11. Februar: Wieder gehen im ganzen Land Millionen auf die Straße - in Kairo marschieren die Demonstranten erstmals zum Präsidentenpalast. Mubarak fliegt per Hubschrauber vom Präsidentenpalast zu seiner Villa in Scharm al-Scheich auf der Sinai-Halbinsel. Stunden später erklärt Vizepräsident Suleiman, dass Mubarak zurückgetreten ist. Die 30-jährige Herrschaft Mubaraks ist damit offiziell zu Ende. Im ganzen Land bricht Jubel aus: „Ägypten ist frei!“