Zyklon „Yasi“ verwüstet Städte
Der Zyklon „Yasi“ hat im Nordosten Australiens mehrere Städte verwüstet. Bisher gebe weder Tote noch Verletzte, jedoch seien rund 175.000 Menschen ohne Strom, sagte die Regierungschefin des Bundesstaates Queensland, Anna Bligh, am Donnerstag. Auf seinem Weg über das Festland verlor der Zyklon inzwischen etwas an Kraft, da er dort auf kühlere Luftströme traf. Der Wirbelsturm der höchsten Kategorie fünf der international gebräuchlichen Saffir-Simpson-Skala wurde auf die Kategorie drei herunter gestuft.
Cairns, eine Stadt mit 122.000 Einwohnern im Norden, rund 1.700 Kilometer nördlich von Brisbane lag zwar in der „Schusslinie“ des gewaltigen Wirbelsturms, wurde aber weitgehend verschont. Zu den am heftigsten getroffenen Orten gehören der kleine Ort Mission Beach zwischen Cairns und Townsville sowie die Stadt Tully, rund dreißig Kilometer von der Küste weg im Landesinneren. Tully biete mit seinen abgedeckten Häusern und zerstörten Stromleitungen ein Bild der Zerstörung, schrieb der „Sydney Morning Herald“ am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit).
Weder die Polizei noch andere Stellen hätten bisher Opfer gemeldet, sagte Bligh. Die Menschen in den Evakuierungszentren seien alle wohlauf. Manche Einwohner hätten jedoch alles verloren. Sie müssten sich darauf einstellen, bei ihrer Rückkehr „beträchtliche Schäden“ vorzufinden. Als Beispiele nannte Bligh die Stadt Tully südlich von Cairns, deren Hauptstraße zu 90 Prozent zerstört worden sei, oder „schwere Zerstörungen“ im Küstenort Cardwell.
Bereits seit Dienstag hatten sich die Menschen entlang der dicht besiedelten Küste auf „Yasi“ vorbereitet. Tausende flüchteten, ältere und geschwächte Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Im Laufe des Mittwochs dann wurden die Appelle an die Daheimgebliebenen immer eindringlicher. Zur Flucht sei es jetzt zu spät, sie sollten sich zu Hause verbarrikadieren und dort ausharren, auch wenn das Dach ihres Hauses wegfliege, mahnte der Koordinator des Zivilschutzes, Ian Stewart. Dies sei allemal besser, „als in Panik auf die Straße zu laufen“.
Kurz vor Mitternacht war der „Monster-Zyklon“, wie er in den australischen Medien genannt wird, laut Wetteramt mit 290 Kilometern pro Stunde nahe des beliebten Urlauberdorfs Mission Beach auf die Küste des Bundesstaats Queensland getroffen. Er begann zwischen dem kleinen Ort Innisfail und Cardwell seinen zerstörerischen Kurs. Es wurde damit gerechnet, dass er bis zu vier Stunden lang mit voller Kraft wüten und im Landesinneren Schäden anrichten würde. Das Wetteramt warnte, der Sturm habe „lebensbedrohliche Folgen“, es würden schwere Sturmfluten mit bis zu sieben Meter hohen Wellen und Hochwasser erwartet.
Bligh, stimmte die Bevölkerung auf eine schwierige Nacht ein. „Die nächsten 24 Stunden werden, offen gesagt, 24 sehr furchteinflößende Stunden werden“, sagte sie. Nach ihren Worten ist „Yasi“ der katastrophalste Sturm seit 1918. Er werde „Zerstörung und Leid“ in bisher nie dagewesenem Ausmaß mit sich bringen. Um ihn zu überstehen, „braucht es die Kraft von uns allen“.
Bereits Stunden vor dem Landfall peitschten Vorläufer des Sturms über die Küste. Sie rissen Strommasten und Bäume um, im kleinen Badeort Innisfail deckten sie nach Angaben von Bürgermeister Bill Shannon das Dach einer Notunterkunft für 500 Menschen ab. Einige Notunterkünfte waren so überfüllt, dass Neuankömmlinge abgewiesen wurden. Der sonst so belebte Küstenort Cairns, von wo aus viele Touristen ihren Ausflug zum Great Barrier Reef starten, war menschenleer. Das Militär bereitete sich auf größere Hilfsaktionen vor. Die US-Regierung sagte Australien Hilfe zu.
Nach Berechnungen der Meteorologen wird „Yasi“ selbst Wirbelsturm „Tracy“ in den Schatten stellen, der an Weihnachten 1974 die nordaustralische Stadt Darwin heimgesucht hatte. 71 Menschen starben damals, 90 Prozent der Häuser wurden zerstört oder schwer beschädigt. Hurrikan „Katrina“ hatte im August 2005 die US-Südküste und vor allem New Orleans verwüstet.