Volksbefragung gegen „Friedensplatz“
Das Siegesdenkmal im Zentrum der Südtiroler Landeshauptstadt Bozen sorgt wegen seiner Geschichte seit Jahrzehnten für Spannungen zwischen den Volksgruppen in Südtirol. Faschisten hatten das Monument einst als Symbol des italienischen Sieges über den „Feind“ jenseits der Alpen errichtet.
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Das Bauwerk an der Talferbrücke gegenüber der Altstadt ist immer wieder Anlass für Auseinandersetzungen zwischen der deutschen und der italienischen Volksgruppe. Erbaut wurde das Siegesdenkmal in den Jahren 1926 bis 1928 auf Wunsch der damals regierenden Mussolini-Faschisten nach einem Plan des Architekten Marcello Piacentini. Es zeigt zahlreiche im imperial-römischen Stil gehaltene faschistische Symbole, Aufschriften und Reliefs.
„Kultur gebracht“
Für Erregung sorgt unter anderem die lateinische Inschrift „Hic patriae fines siste signa, hinc ceteros excoluimus lingua legibus artibus“ („Hier stehe, du Zeichen, an den Grenzen des Vaterlandes, hierhin brachten wir den anderen Sprache, Gesetze und Kultur“). Der Text bezieht sich auf die Machtergreifung von Benito Mussolini und die Unterwerfung der angestammten deutschen und ladinischen Bevölkerung unter das italienisch-faschistische Regime.
Neben dem Siegesdenkmal sorgen auch weitere Relikte aus der Zeit des Faschismus für anhaltende Debatten. Der Versuch der Bozner Gemeindeverwaltung, den in unmittelbarer Nähe zum Siegesdenkmal befindlichen Siegesplatz in Friedensplatz umzutaufen, scheiterte 2002 nach einer Volksbefragung der mehrheitlich italienischsprachigen Bevölkerung der Landeshauptstadt.
Seitdem trägt der von den Faschisten großflächig geplante Platz wieder seinen ursprünglichen Namen. Bei der darauffolgenden Gemeinderatswahl unterlag Amtschef Giovanni Salghetti-Drioli dann dem Kandidaten der Rechten, Giovanni Benussi.
Renovierung mit Steuergeld
Für scharfe Kritik vonseiten der Südtiroler Volkspartei (SVP) sorgte bis vor kurzem die Vorgehensweise von Kulturminister Sandro Bondi, der laut SVP-Obmann Richard Theiner etwa die Renovierung des Siegesdenkmals mit Hilfe von zwei Millionen Euro Steuergeld genehmigte. Zuletzt zeichnete sich eine erste Entspannung ab, da Bondi offenbar angekündigt hat, die Zuständigkeiten über die Relikte aus der Zeit des Faschismus der Südtiroler Landesregierung übertragen zu wollen.
Von den beiden SVP-Parlamentsabgeordneten wurde in diesem Zusammenhang vor kurzem daran erinnert, dass sich die Landesregierung zuvor vergeblich „unzählige Male“ schriftlich mit der Bitte an Bondi gewandt habe, sich für eine Entschärfung der faschistischen Relikte in Südtirol einzusetzen.
Duce-Relief am Finanzgebäude
Nicht minder umstritten ist das Duce-Relief am Finanzgebäude in Bozen. Das Bauwerk wurde 1942 als „Haus des Faschismus“ nach den Plänen der Architekten Paolo Rossi und Luis Plattner fertiggestellt. An der Stirnseite befindet sich ein monumentales Relief des Bildhauers Hans Piffrader, das in der Mitte Mussolini mit faschistischem Gruß und dem Leitspruch der italienischen Faschisten „Credere, obbedire, combattere“ („Glauben, gehorchen, kämpfen“) zeigt.
Alpini-Denkmäler in Bruneck und Meran
Das Alpini-Denkmal in Bruneck wurde 1938 zu Ehren der Alpini-Soldaten errichtet, die in den italienischen Kolonialkriegen für die Eroberung und Unterwerfung von Äthiopien gekämpft haben. Die Büste zeigt einen Alpini-Soldaten mit Kapuze (daher der Volksname Kapuziner-Wastl). Südtirol-Aktivisten versuchten in den 60er Jahren mehrfach, das Denkmal zu sprengen. Von dem mannshohen Denkmal blieb nur der Kopf, der heute noch den Sockel ziert.
In Meran befindet sich ebenfalls ein Alpini-Denkmal, das die kolonialen Eroberungen verherrlicht. Es zeigt einen Alpini-Soldaten, der im Begriff ist, einen Stein gegen den Feind zu schleudern.
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