Themenüberblick

Woher kam das Geld?

Trotz fast 30 Jahren im Amt ist über das Privatleben des unter Druck geratenen ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak erstaunlich wenig bekannt. Schon lange wird spekuliert, wie groß das Vermögen ist, das er, seine Frau und seine beiden Söhne in den vergangenen Jahrzehnten zusammengerafft haben. Von bis zu 40 Milliarden Dollar ist die Rede.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Angesichts des drohenden Sturzes fragen sich viele, ob die Mubaraks genauso wie der Clan von Tunesiens Präsident Zine el Abidine Ben Ali Hals über Kopf das Land verlassen werden. In seiner Rede am Dienstag schloss Mubarak das aus: Er wolle in Ägypten sterben, sagte er da. Doch der Druck der Straße hat in den vergangenen Wochen schon ganz andere Überraschungen gebracht.

Konten in der ganzen Welt

Anders als die Ben-Ali-Familie stellte Mubarak seinen Reichtum kaum zur Schau: Dem Präsidenten wird ein asketischer Lebensstil nachgesagt, seine Frau Suzanne und seine Söhne Gamal und Alaa frönen hingegen Berichten zufolge einem Leben in Luxus. Und Geld genug dafür haben sie.

Dabei gehen die Schätzungen über den Reichtum der Familie weit auseinander: Von 40 Milliarden Dollar berichten algerische Medien wie die Zeitung „Al-Khabar“. Britische Zeitungen schreiben von bis zu 30 Milliarden. Angelegt sei das Geld in Konten in der Schweiz und Frankreich, aber auch in den USA, Großbritannien und Spanien. Vor allem in den vergangenen Jahren soll die Familie begonnen haben, das Geld ins Ausland zu transferieren – wohl auch aus Sorge um die Zukunft. Mittlerweile ist Mubarak 82, sein Gesundheitszustand war öfters angeschlagen, vergangenes Jahr wurde er wegen eines Geschwürs operiert.

Noble Immobilien

Die Mutter von Suzanne Mubarak stammte aus Wales, sie wie ihre Söhne haben auch britische Pässe. Und alle drei können ebenfalls auf ein üppiges Privatvermögen zurückgreifen. Der First Lady, im Land längst mit dem Spitznamen „Marie Antoinette“ bedacht, sollen drei bis fünf Milliarden gehören, Sohn Alaa acht Milliarden inklusive Immobilien in den besten Lagen in Washington, Los Angeles und New York.

Das Vermögen des gelernten Investmentbankers Gamal wird gar auf 17 Milliarden geschätzt, dazu gehört eine noble Residenz in London. Gamal war es auch, der seinen Vater als Präsident beerben sollte. Doch dieser Plan war spätestens mit den ersten großen Protesten vom Tisch.

Zahlungen von Konzernen

Über die Quellen des Vermögens wird viel gemunkelt, verlässliche Aussagen gibt es freilich nicht. Von fragwürdigen Immobiliengeschäften ist die Rede, das große Geld soll aber vor allem von Deals mit ausländischen Konzernen stammen, die ihren Beitrag an Mubarak abliefern mussten, wollten sie im Land investieren. Wie viel „Provision“ bei milliardenschweren Rüstungsgeschäften eingestreift wurde, ist nicht bekannt.

In Ägypten gilt es zudem als offenes Geheimnis, dass die meisten Großunternehmen die Hälfte ihres jährlich Gewinns an die Familie abgeben müssen. Dazu zählen auch westliche Firmen mit klingenden Namen. Im Korruptionsindex von Transparency International liegt Ägypten auf Platz 98 von 178 Staaten - und damit auch schlechter als die meisten Nachbarländer.

Investment in Touristenhochburgen

Zudem hat die Familie auch groß in den Touristengebieten Scharm al-Scheich und Hurghada investiert. Die Präsidentenvilla in Scharm al-Scheich gehört zum Luxusressort Jolie Ville Mövenpick. Dessen Eigentümer Hussein Salem gilt als enger Vertrauter Mubaraks – und ist wohl auch ein „Geschäftspartner“: Er fädelte 2005 etwa einen milliardenschweren Gasdeal zwischen Israel und Ägypten ein. Salem flüchtete am Samstag im Privatjet nach Dubai – mit 500 Millionen Dollar in bar an Bord, wie arabische Medien berichteten.

Link: