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Tilda Swintons viele Leben

Sie gilt als Königin des Programmkinos, spielt gerne starke Frauen, manchmal auch Männer - und hat selbst zwei davon: Tilda Swinton will nicht ins Hollywood-Klischee passen. Erst im Alter von 40 Jahren wurde sie so richtig bekannt.

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Damals spielte sie in dem Hollywood-Bestseller „The Beach“ die rücksichtslose Aussteigeranführerin Sal. Acht Jahre dauerte es, dann bekam sie einen Oscar. Wieder war es die Rolle einer Rücksichtslosen: eine fremdgehende Chemiemanagerin an der Seite von John Malkovich in „Michael Clayton“. Am 5. November des Vorjahres wurde die rothaarige Schottin mit dem knabenhaften Aussehen 50.

„Gönne mir etwas Frieden“

Probleme habe sie mit dem Älterwerden keineswegs. Das Jetzt sei viel spannender als die Vergangenheit. „Die gute Nachricht ist, dass ich mir jetzt Zeit nehme, mich auszuruhen“, sagte Tilda Swinton dem „Zeit-Magazin“. Sie sei produktiver gewesen, als ihr lieb gewesen sei. Laut sei es gewesen um sie herum. „Jetzt gönne ich mir endlich etwas Frieden.“ Für ihren nun in Österreich anlaufenden Film „I am Love“ („Ich bin die Liebe“) in der Regie von Luca Guadagnino stand sie 2009 vor der Kamera.

Tochter aus gutem Hause

Tilda Swinton wurde als Kind einer wohlhabenden Familie geboren, ein Spross alten Adels. Dennoch war ihre Kindheit nicht in Watte gehüllt. Sie wurde auf einem Landsitz in Schottland groß. Der Vater war Offizier, und sie musste sich gegen ihre Brüder durchsetzen. Als junge Schauspielerin trat sie gleich nach dem Studium für ein Jahr der Royal Shakespeare Company bei. Zuerst auf der Bühne erfolgreich, verhalf ihr „Orlando“ nach dem Buch von Virginia Woolf auch zum Kinodurchbruch - als Mann, der sich zur Frau wandelt.

Swinton als Exponat

Swinton, erst 2009 Stargast bei der Viennale, machte in ihrer Schauspielkarriere immer wieder mit ungewöhnlichen Projekten auf sich aufmerksam. 1995 und 1996 gab sie sich in London und in Rom als lebendes „Exponat“ und lebte eine Woche lang täglich acht Stunden in einem Glaskasten der Ausstellung „The Maybe“. 1988 fuhr sie für den Kurzfilm „Cycling the Frame“ die Berliner Mauer ab. Nach der Wende entstand ein zweiter Film mit Swinton in ähnlicher Rolle, Titel: „Cycling the invisible Frame“.

Tilda Swintons Liebesarrangement

Auch das Privatleben der Schottin ist alles andere als gewöhnlich. Tilda Swinton lebt mit dem Vater ihrer Zwillinge, John Byrne, zusammen. Ihr „Sweetheart“ sei der aber nicht mehr, sagte sie. Dieses Privileg genießt seit Jahren der deutlich jüngere deutsche Künstler Sandro Kopp. Dieses Dreieck habe man sich bitte nicht als „polyamouröses Bacchus-Gelage“ vorzustellen, sagte die Schauspielerin. Swinton nennt es „unexotisch“.

Michael Donhauser, dpa

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