Handelsdelegierter schildert Lage prekär
Die Lage in Ägypten ist äußerst prekär. Die Menschen im Land seien verängstigt, der bisherige wirtschaftliche Schaden enorm, sagte der österreichische Handelsdelegierte in Ägypten, Kurt Altmann, im Gespräch mit der APA. „Wegen der Ausgangssperren können die Menschen ihren Beschäftigungen nicht nachgehen. Die Börse ist geschlossen, Banken sind geschlossen, Supermärkte werden geplündert“, schilderte er die Lage.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Laut Altmann sind etwa 700 österreichische Firmen in Ägypten aktiv, hauptsächlich im Liefer- und Projektgeschäft. Der oberösterreichische Feuerwehrausstatter Rosenbauer beispielsweise liefert Teilkomponenten nach Ägypten, habe aber keine Mitarbeiter an Ort und Stelle. Der Mineralölkonzern OMV hat seinen österreichischen Mitarbeiter und dessen Familie vorübergehend nach Österreich zurückgeholt.
Das Unternehmen hat eine Niederlassung in Kairo. Die Casinos Austria betreiben zwei Casinos in Ägypten, eines in Kairo, das andere in Scharm al-Scheich. Der Betrieb in Scharm al-Scheich laufe ganz normal, das Casino in Kairo wurde geschlossen. Einige ausländische Mitarbeiter wurden nach Hause geflogen, Österreicher befinden sich laut einem Casino-Sprecher nicht darunter.
Nur wenige Österreicher beruflich ständig anwesend
„Dadurch, dass österreichische Firmen hauptsächlich im Liefergeschäft tätig sind, gibt es kaum Leute, die ständig vor Ort sind“, erläuterte der Handelsdelegierte. Nur wenige Unternehmen seien operativ in Ägypten tätig, die Direktinvestitionen seien „sehr überschaubar“.
Besonders hart treffen die Massenproteste den Tourismus. Mit einem Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von rund zwölf Prozent und zwei Millionen Beschäftigten ist der Tourismus einer der bedeutendsten Wirtschaftssektoren des Landes. 2009 besuchten etwa 12,5 Millionen Urlauber Ägypten und sorgten für einen Umsatz von 10,8 Milliarden Dollar (7,88 Mrd. Euro).
Zweitwichtigster Exportmarkt für Österreich in Afrika
Ägypten ist nach Südafrika Österreichs zweitwichtigster Exportmarkt in Afrika. In den ersten sieben Monaten des vergangenen Jahres sind die Ausfuhren allerdings um 9,9 Prozent auf 105,9 Millionen Euro zurückgegangen. Die Importe dagegen verdoppelten sich bis Ende Juli 2010 auf 40,2 Millionen Euro. Exportiert werden vor allem elektrische Maschinen und Apparate, Stapelfasern, Lkws und Feuerlöschfahrzeuge, Kunststoffe, Kupferwaren, Getränke, keramische Erzeugnisse, Papier und Karton sowie Arzneiwaren.
Die ägyptische Wirtschaft wuchs 2010 laut Altmann um 5,5 Prozent, nach 4,5 Prozent im Jahr davor. „Für Österreich wäre das ein Wahnsinn, für Ägypten ist das nichts. Die Wirtschaft müsste um zehn Prozent wachsen, um die Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen“, sagte Altmann. Die Arbeitslosenrate liege offiziell bei zehn Prozent, inoffiziell sei sie doppelt so hoch. Das Problem sei die demografische Entwicklung: „Die Bevölkerung hat sich in den vergangenen 30 Jahren mehr als verdoppelt“, so Altmann.
Hohe Inflation
Abgesehen von der hohen Arbeitslosigkeit kämpfen die Ägypter mit einer Inflation von 16 bis 20 Prozent. Ein Kilo Äpfel kostet fünf Dollar (3,65 Euro), so Altmann. 2010 sei die Kaufkraft aufgrund der sprunghaft nach oben ziehenden Lebensmittelpreise massiv zurückgegangen. Ägypten importiert bis zu 80 Prozent der benötigten Lebensmittel und ist von internationalen Preisfluktuationen erheblich betroffen.
Link: