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Bisher ungehinderter Schiffsverkehr

Erstmals seit 2008 ist der Preis für ein Barrel Öl zu Wochenbeginn wieder über die 100-Dollar-Marke gesprungen. Beobachter fürchten nun, dass bei einer Verschärfung der politischen Spannungen in der Region der Preis - zumindest kurzfristig - weiter in die Höhe schnellen könnte.

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Ägypten exportiert zwar selbst kein Öl, jedoch kontrolliert das Land die kürzeste Seeverbindung zwischen Europa und Asien - den 192 Kilometer langen Sueskanal. Über ihn läuft fast ein Zehntel des weltweiten Seehandels, darunter ein erheblicher Teil an Öllieferungen. Täglich werden rund 1,9 Millionen Barrel des schwarzen Goldes per Schiff und Pipeline in Richtung Mittelmeer transportiert.

Auch wenn die beförderte Menge nur 2,6 Prozent der täglichen Erdölproduktion entspricht, wäre ein solcher Ausfall nur schwer zu kompensieren und würde den Ölpreis nachhaltig nach oben treiben. Der Kanal gilt daher als einer der sieben zentralen geografischen Punkte, die vom US-Energieministerium (EIA) als besonders wichtig für den globalen Ölhandel eingestuft werden.

Gefahr für Ölnachschub?

„Die Gefahr, dass der Ölnachschub gestört werden könnte, treibt den Ölpreis“, sagt Ben Westmore, Rohstoffexperte der National Australia Bank gegenüber der Wirtschaftszeitung „Handelsblatt“. Eine Schließung des Sueskanals und der Pipeline würde Tanker zu einem Umweg um das Kap der Guten Hoffnung und somit zu einer Extrastrecke von mehr als 9.600 Kilometern zwingen.

Derzeit gebe es jedoch nichts, was auf der schnellsten Wasserverbindung zwischen Asien und Europa besonderen Anlass zur Sorge geben könnte, sagte Neil Roberts vom Schiffsversicherungsmarkt Lloyd’s Market Association. Am Montag konnten Schiffe die Wasserstraße offiziellen Angaben zufolge ungehindert passieren.

Zwölf Tage Umweg bei Sperre

Bei einem Öltransport von Saudi-Arabien in die USA würde das eine zusätzliche Transportdauer von zwölf Tagen und damit auch entsprechend höhere Frachtkosten bedeuten. Doch nicht nur der Ölhandel wäre von einer Sperre der Wasserstraße betroffen: 2009 passierten rund acht Prozent des weltweit über den Seeweg abgewickelten Handels den Kanal.

Sueskanal

AP/Nasser Nasser

Der Sueskanal ist einer der wichtigsten Devisenbringer für Ägypten.

Die von Ägypten für die Passage eingenommenen Gebühren beliefen sich von Jänner bis November des vergangenen Jahres auf umgerechnet 3,163 Milliarden Euro und stellen damit neben dem Tourismus eine der Haupteinnahmequellen von ausländischen Devisen dar.

Der Wasserweg trennt den afrikanischen Kontinent von Asien, dessen wirtschaftliche Bedeutung sich im Wesentlichen dadurch erklärt, dass er die kürzeste Schifffahrtsroute zwischen Europa und den Ländern am Indischen Ozean und westlichen Pazifik ist. Es ist eine der weltweit am stärksten befahrenen Schiffsrouten.

Fischerboot und der britische Zerstörer HMS Monmouth im Sueskanal

Reuters/Aladin Abdel Naby

Aus dem Welthandel ist die Wasserverbindung nicht mehr wegzudenken.

Damit die riesigen Containerschiffe in beiden Richtungen gleichzeitig den Kanal (an der Wasseroberfläche zwischen 345 und 280 Meter breit und rund 22 Meter tief) passieren können, gibt es vier Einbuchtungen, an denen das entgegenkommende Schiff vorbeigelassen werden kann. Schiffe mit einem Tiefgang von bis zu 62 Fuß (rund 19 Meter) dürfen den Kanal durchfahren.

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