Ryanair verhandelt mit großen Airports
Die Luft der Billigflieger wird zunehmend dünner. Auch wenn Europas Diskontfluglinien im Vorjahr neben steigenden Kerosinpreisen auch mit einer Aschewolke aus Island und Schneechaos auf den Flughäfen zu kämpfen hatten: Die ernüchternden Zahlen von Ryanair, Air Berlin und easyJet sind auch auf andere Faktoren zurückzuführen.
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Das bisherige, auf boomendes Wachstum und einfache Strategien fokussierte Geschäftsmodell hat laut dem britischen Wirtschaftsmagazin „Economist“ zunehmend ausgedient. Der Vergangenheit gehören demnach nicht nur zweistellige Wachstumsraten an, mit denen die Billigairlines seit Mitte der 90er Jahre ein Rekordjahr nach dem nächsten verbuchen konnten. Auch das Billigpreissegment der Luftfahrtbranche sieht sich laut Keith McMullan vom Consultingunternehmen Aviation Economics zunehmend mit „komplizierten Strategien“ konfrontiert.
Auch O’Leary will auf Service setzen
In diesem Zusammenhang betonte zuletzt laut „Financial Times Deutschland“ („FDT“) auch Ryanair-Chef Michael O’Leary, dass es im Moment zwar noch ausschließlich „um den Preis, den Preis, den Preis“ gehe. Gleichzeitig musste aber selbst der für seine kompromisslosen Einsparungen berüchtigte O’Leary eingestehen, dass sich Ryanair neu positionieren müsse. Demnach wolle man künftig auch bei Ryanair darauf verzichten, die Flugzeuge mit verbilligten Tickets zu füllen. Vielmehr gehe es künftig darum, den Umsatz pro Passagier zu steigern. Verbessert werden soll etwa das Service an Bord, zudem will Ryanair seinen Ruf in Sachen Pünktlichkeit und auch die Verlustquote beim Gepäck verbessern.
Das für seine teils exotischen Destinationen bekannte Unternehmen will zudem verstärkt auch die großen und zentralen Flughäfen anfliegen, weswegen laut O’Leary mit „fast allen“ größeren europäischen Flughäfen bereits intensive Gespräche geführt würden.
Markt zunehmend gesättigt
Trotz weiter steigender Passagierzahlen konnten zuletzt neben Ryanair mit Air Berlin und easyJet auch zwei weitere Platzhirsche der Branche nicht mehr profitabel arbeiten. Die roten Zahlen haben laut Marktforscher McKinsey mehrere Hintergründe. Demnach kämpft die Luftfahrtbranche zunehmend mit einem gesättigten Markt. Verschärfend komme hinzu, dass die bestellten Flugzeuge den voraussichtlichen Bedarf übersteigen könnten. Außerdem geraten die Billiganbieter nicht nur untereinander, sondern zunehmend mit den klassischen Airlines in Konkurrenz.
Laut „FTD“ buhlen mittlerweile Anbieter, die einst sehr unterschiedliche Geschäftsmodelle verfolgten, häufig um dieselbe Kundenschicht. Zitiert wird in diesem Zusammenhang der Chef der Lufthansa-Billigtochter Germanwings, Thomas Winkelmann, laut dem sich die Geschäftsmodelle von Netzwerk-Carrieren und Low-Cost-Anbietern „rasend schnell“ aufeinander zu bewegen.
Niki-Kooperation mit Emirates
Als „dramatischstes“ Beispiel für diese Entwicklung sieht der „Economist“ Air Berlin. Flugplan, Vielfliegerprogramm und der Beitritt zur Allianz oneworld erinnerten demnach immer mehr an eine klassische Airline. Auch die angekündigte Kooperation der Air-Berlin-Tochter Niki mit Emirates sorgte in diesem Zusammenhang für Aufsehen.
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