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Mehr Anfragen im Außenministerium

Bisher waren Touristen von den Protesten in Ägypten kaum betroffen, doch jetzt wächst bei Ausländern im Land die Sorge. Zahlreiche Länder haben begonnen, ihren Bürgern die Ausreise zu empfehlen oder gar Sondermaschinen nach Kairo zu schicken. Auf dem Flughafen saßen am Sonntag bereits Tausende Menschen fest.

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Die Armee rückte am Sonntag in Teile der Touristenhochburg Scharm al-Scheich am Roten Meer ein. Auch in al-Arisch im Norden der Sinai-Halbinsel hätten Soldaten Stellung bezogen, berichteten Augenzeugen und Sicherheitskreise auf dem Sinai. Die Lage im beliebten Badeort Scharm al-Scheich blieb am Wochenende ruhig, während es in vielen Städten zu Demonstrationen gegen das Regime von Präsident Hosni Mubarak sowie Plünderungen und Gewalt kam.

Zusätzliche Flugzeuge geschickt

Neben der deutschen Lufthansa und Air
India organisierten am Montag auch die USA und die Türkei zusätzliche Flüge, um Staatsangehörigen die Möglichkeit zur Heimkehr zu bieten. China schickte zwei Flugzeuge nach Kairo, um 500 auf dem Flughafen gestrandete Staatsangehörige abzuholen, wie Air China und Hainan Air mitteilten. Auch Japan ließ nach Angaben des Außenministeriums rund 500 Bürger in der ägyptischen Hauptstadt einsammeln und nach Rom bringen. Das griechische Außenministerium erklärte, mindestens zwei Militärmaschinen stünden bereit. Auch die irakische Regierung schickte ein Flugzeug auf den Weg.

Einige europäische und asiatische Unternehmen begannen damit, ihre Mitarbeiter abzuziehen, darunter der niederländisch-britische Ölkonzern Royal Dutch Shell und das italienische Energieunternehmen ENI. Die Philippinen, Thailand und das asiatische Sultanat Brunei trafen Vorkehrungen für einen besseren Schutz ihrer Bürger in Ägypten. Sie holten die Staatsangehörigen in ihre Botschaften oder forderten sie auf, sich mit Lebensmittelvorräten zu versorgen und das Haus möglichst nicht zu verlassen.

Tausende auf dem Flughafen

Auf dem internationalen Flughafen von Kairo warteten am Sonntag Tausende vor Chaos und Plünderern geflüchtete Ausländer auf eine Chance zur schnellen Abreise. Ein Mitarbeiter der Flughafenverwaltung sagte im ägyptischen Fernsehen, der Airport versuche, einen normalen Betrieb aufrechtzuerhalten. Verzögerungen habe es auch wegen der Ausgangssperre gegeben, die von Samstagnachmittag bis Sonntagfrüh galt.

US-Bürger sollen Land verlassen

Die US-Botschaft in Kairo legte am Sonntag den Amerikanern nahe, Ägypten so rasch wie möglich zu verlassen. Die Botschaft erklärte, man werde die Betroffenen so schnell wie möglich über Möglichkeiten zur Ausreise zu informieren. Gleichzeitig wurde eine Reisewarnung ausgegeben, in der US-Bürger aufgefordert wurden, wegen der Unruhen nicht nach Ägypten zu reisen. Zuvor hatte die Botschaft lediglich dazu geraten, auf nicht unbedingt notwendige Reisen nach Ägypten zu verzichten. Auch das britische Außenministerium rief seine Bürger dazu auf, Kairo zu verlassen. Auch von Reisen nach Alexandria, Luxor und Sues wurde abgeraten.

Viele Österreicher besorgt

Die Reisewarnung des Außenministeriums für ganz Ägypten bleibt aufrecht. Immer mehr Österreicher erkundigen sich in Wien und bei der österreichischen Botschaft in Kairo über die Sicherheitslage im Land. Auch die Nachfrage nach Rückflügen aus Ägypten nach Österreich sei insbesondere von Österreichern, die sich in Kairo und den nördlichen Städten des Landes aufhielten, gestiegen, und man versuche, konkrete Hilfe und Flugplätze anzubieten, wie es aus dem Außenministerium gegenüber der APA am Sonntag nach einer neuerlichen Sitzung des Krisenstabs in Wien hieß. Außenamtssprecher Peter Launsky-Tieffenthal sprach von einem „Sicherheitsvakuum“ in Ägypten.

„Keine Garantie für Sicherheit“

Auch Österreicher, die sich beruflich in Ägypten aufhielten oder auch privat schon seit Jahren in dem Land lebten, meldeten sich demnach bei den österreichischen Stellen. So gebe es etwa Anfragen von Doppelstaatsbürgern nach Erneuerung des österreichischen Passes, um für eine mögliche Ausreise nach Österreich vorbereitet zu sein. Aufgrund der Überlastung der Flughäfen komme es bei den Rückflügen auch zu zusätzlichen Problemen und Verspätungen.

Auf die Frage, ob Österreicher gezielt zur Rückkehr aufgefordert würden, sagte Launsky-Tieffenthal lediglich, die Reisewarnung für Ägypten impliziere, dass es für die „Sicherheit (im Land, Anm.) keine Garantie geben kann“. Die Flugzeuge von Ägypten nach Österreich seien voll besetzt, die von Österreich nach Ägypten dagegen nur zu einem Drittel, sagte Launsky-Tieffenthal, ohne eine konkrete Zahl der Österreicher, die sich noch in Ägypten aufhalten, zu nennen. Der heimische Mineralölkonzern OMV holt seinen österreichischen Mitarbeiter und dessen Familie vorübergehend nach Österreich zurück.

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