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Zukunft Mubaraks ungewiss

Der ägyptische Präsident Hosni Mubarak hatte eine Sonderstellung unter den Führern der arabischen Welt. Der 82-Jährige führte 30 Jahre lang das bevölkerungsreichste arabische Land - viele Ägypter können sich an eine Zeit ohne Mubarak gar nicht erinnern. Mubarak war zugleich immer ein wichtiger Partner für die USA und Israel.

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Der Beamtensohn Mubarak gelangte über eine Militärkarriere in die Politik. Als Vizepräsident rückte er 1981 automatisch an die Staatsspitze, als Präsident Anwar al-Sadat wegen seines Friedensvertrags mit Israel von radikalen Muslimen ermordet wurde. Mubarak gelang es, an dem in der arabischen Welt umstrittenen Friedensvertrag mit Israel festzuhalten und Ägypten dennoch in einer regionalen Führungsrolle zu halten.

Kampf gegen Islamisten

Mit seiner ausgleichenden Außenpolitik und seinem harten Vorgehen gegen radikale Muslimgruppen im Land, die in den 1990er Jahren ausländische Touristen und Staatsdiener töteten, verschaffte sich Mubarak im Westen breite Unterstützung. Damit geriet Mubarak in die Schusslinie der militanten Islamisten. 1995 und 1999 war er Ziel eines Attentats. Außerdem kam es zu blutigen Terroranschlägen auf Touristen, 1997 in Luxor, 2004 im Badeort Taba, 2005 in Scharm al-Scheich und 2009 in Kairo.

Es war stets die islamistische Bedrohung, die der autokratisch regierende Mubarak zur Legitimation seiner Macht anführte. Der 1981 verhängte und seitdem regelmäßig verlängerte Ausnahmezustand erlaubt es dem Präsidenten, Kritiker zu maßregeln und missliebige Stimmen zum Verstummen zu bringen.

Er befürwortete 1991 den Krieg zur Vertreibung der Iraker aus Kuwait, versuchte 2003 aber, die USA von einem erneuten Irak-Krieg abzubringen. Der Westen sah in dem Präsidenten einen verlässlichen Partner und entscheidenden Pfeiler für die Stabilität im Nahen Osten. Daher wurde sein Land wirtschaftlich und finanziell unterstützt. Über Menschenrechtsverletzungen sah der Westen hinweg oder schwieg dazu.

Seit Jahren wächst der Druck

Reformen verweigerte sich Mubarak stets. Die Spannungen in der ägyptischen Gesellschaft nahmen seit Jahren zu, auch weil soziale Konflikte immer schärfer zutage traten. Angesichts der Verteuerung von Öl und Lebensmitteln wurde der Präsident in den vergangenen Jahren sogar mit Hungeraufständen konfrontiert.

Auf den wachsenden Druck, demokratische Reformen zuzulassen, reagierte Mubarak schließlich mit einer Verfassungsänderung. Im September 2005 fand erstmals eine Präsidentenwahl mit mehreren Kandidaten statt. Seinen schärfsten Gegner musste der Amtsinhaber dabei nicht fürchten: Die Islamisten waren nicht zur Wahl zugelassen. Bei den Parlamentswahlen im November 2010 konnte Mubarak einen haushohen Sieg seiner Nationaldemokratischen Partei (NDP) verzeichnen. Alle Minister seiner Partei und Parlamentspräsident Fathi Surur konnten ihre Sitze im Parlament halten. Die Opposition warf Mubarak schwere Unregelmäßigkeiten vor.

Von Ereignissen überrollt

Die Gesundheit des 82-Jährigen gab aber Anlass zur Sorge, seit ihm im März des Vorjahres die Gallenblase und eine gutartige Geschwulst im Dünndarm entfernt wurden. Immer wieder wurde Mubarak nachgesagt, er wolle seinen Sohn Gamal als Nachfolger installieren. Doch dazu kam es nun nicht mehr: In nur 18 Tagen zwang ein Volksaufstand, der in der arabischen Welt bisher einzigartig ist, den „Pharao“ zum Rücktritt. Die persönliche Zukunft des Mannes, der sich noch am Vorabend seines Abgangs an die Demonstranten als seine „Söhne“ wandte, ist offen.

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