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Ausgesprochen, was viele denken

Mit der Abberufung von Generalstabschef Edmund Entacher durch SPÖ-Verteidigungsminister Norbert Darabos ist einer der wenigen SPÖ-nahen Offiziere, der im ÖVP-dominierten Bundesheer immer das rote Fähnchen hochgehalten hat, ausgerechnet vom ersten roten Verteidigungsminister seit 1983 abberufen worden. Die Abberufung stellt ein Novum in der Zweiten Republik dar.

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Für den im Bundesheer über die Parteigrenzen hinweg geschätzten Entacher ist diese Behandlung durch Darabos am unfreiwilligen Ende der Karriere bitter. Wie die APA analysierte, habe er mit seiner Kritik an den Plänen des Ministers nur das gesagt, was sich viele im Bundesheer denken. Der 61-Jährige habe es als höchster Militär als seine Aufgabe gesehen, diesen Part zu übernehmen.

Dass seine Meinungsäußerung pro Wehrpflicht zu seiner Abberufung führte, dürfte ihn selbst erstaunen. Bis zum Schluss waren Insider im Heer der Meinung, dass Darabos diesen Schritt nicht setzen wird. Immerhin war der Minister selbst noch vor kurzem glühender Verteidiger des Präsenzdienstes und verweigerte Entacher entgegen diversen Darstellungen auch nicht die Gefolgschaft.

Entacher kann auf Solidarität zählen

Darabos wird sich damit im Heer kaum Freunde gemacht haben, Entacher kann sich dagegen zahlreicher Solidarität sicher sein und er kann zumindest ohne Gesichtsverlust abtreten. Dem in der „Kronen Zeitung“ kolportierten Offert, „freiwillig“ abzutreten, trat er sichtlich nicht nahe.

Entacher musste lange auf den Aufstieg nach ganz oben warten, eigentlich bis ein roter Minister kam. 2005 war er mit seiner Bewerbung für den Streitkräftekommandanten noch gescheitert. Seine Bestellung zum Generalstabschef 2008 war nicht überraschend, hatte er doch die Funktion bereits Ende 2007 interimistisch übernommen und war er einer der wenigen roten Soldaten, denen Darabos und die Seinen diese Rolle zutrauten.

Beliebt bei der Truppe

Der gebürtige Salzburger Entacher ist kein starker Rhetoriker, gilt aber als kompetent und beliebt bei der Truppe, was Darabos bei seiner Bestellung zum höchsten Militär in den Vordergrund stellte. Entacher ist auch mit der Miliz eng verbunden, denn er war auch Milizbeauftragter.

Seine Militärkarriere begann der verwitwete Vater zweier Kinder schon früh. Von 1972 bis 1974 absolvierte er die Militärakademie in Wiener Neustadt. Anschließend war er als Zugs- und Kompaniekommandant beim Jägerbataillon 21 in Kufstein eingesetzt. Nach dem Generalstabslehrgang (1979 bis 1982) war er für die Offiziersausbildung an der Militärakademie verantwortlich.

Generalstabschef seit 2008

Später war Entacher Kommandant des Jagdpanzerbataillons 1 in Wiener Neustadt und führte zehn Jahre die 3. Panzergrenadierbrigade in Mautern. Von 2002 bis 2006 war er Kommandant des Kommandos Landstreitkräfte in Salzburg und seit 2006 Milizbeauftragter im Verteidigungsministerium. 2008 wurde er mit der Funktion des Chefs des Generalstabes beauftragt.

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