Monokultur entzieht Bienen das Futter
Imker in vielen EU-Ländern schlagen Alarm: Ihren Bienenvölkern gehen die Blüten aus, und damit das Futter. Monokulturen, vor allem der massenhafte Anbau von Mais, führen dazu, dass es immer weniger blühende Pflanzen gibt. Mitunter ist für Bienen das Angebot an Blüten in der Stadt höher als auf dem weiten Land.
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„Bienen sind Indikatoren dafür, wie es aussieht in unserer Umwelt“, sagt der Präsident des Österreichischen Imkerbundes, Josef Ulz, gegenüber ORF.at.
Die Sorge um die Bienen erreichte nun auch die EU. „Der Gesundheitszustand der europäischen Bienen ist sehr, sehr besorgniserregend“, sagte Ungarns Landwirtschaftsminister Sandor Fazekas am Montag bei einem Treffen mit seinen Amtskollegen in Brüssel. Ungarn führt turnusmäßig die Amtsgeschäfte der Union.
350.000 Bienenvölker
In Österreich gibt es nach Auskunft des Imkereiverbandes rund 350.000 Bienenvölker, betreut von 22.000 Imkern. Das sei eine eher kleinteilige Struktur, ähnlich der heimischen Landwirtschaft, erinnerte der Verband.
EU-Labor zur Bienengesundheit
Um die Ursachen für das rätselhafte Sterben und Kränkeln der Bienen aufzuklären, soll nach Plänen der EU-Kommission bis April in Frankreich ein „EU-Referenzlabor zur Bienengesundheit“ entstehen.
Die Biene und andere Pflanzenbestäuber bringen der europäischen Landwirtschaft jährlich rund 22 Milliarden Euro ein. Sie gelten als wichtigste Nutztiere nach Rind und Schwein. Freilich: Die EU müsste nicht erst ein eigenes Labor einrichten, um die Hauptgründe für die Probleme der Bienen benennen zu können.
„Wir brauchen eine ökologischere Umwelt, nicht nur für die Bienen, nicht nur für die Insekten, sondern für uns alle“, sagt Ulz. Eine monokulturelle Landwirtschaft ohne Fruchtfolge (also das dauerhafte Anbauen einer Getreidesorte pro Feld) sei für Insekten ein Problem. Allein in der Steiermark gebe es 70.000 Hektar Mais, erinnert Ulz.
„Wüste für Bienen“
Und der Mais ist für die „Biene eine Wüste“. Probleme gibt es aber nicht nur mit den nichtblühenden Monokulturen. Bei der Maisaussaat sei zu bedenken, dass die Insektizide ja schon im Korn, das auf die Felder verteilt wird, enthalten sei.
Der beim Säen entstehende Staub schädige sehr oft andere blühende Kulturen - und damit den Futterraum der Bienen. Allerdings, so fügt Ulz hinzu, möchte er seine Aussagen nicht als Kritik an den Bauern werten, die ihrerseits ja Investitionen tätigen mussten, um wirtschaftlichen Anforderungen entsprechen zu können. Es gehe um eine gesamtheitliche Umorientierung in der Art, wie man Landwirtschaft betreibe.
„Pestizide reduzieren“
Vielen Bienen machte in Europa auch die Varroamilbe, die die Winterbrut befällt, den Garaus. Dass dieser Schädling so leichtes Spiel hat, hängt mit dem schlechten Gesundheitszustand der Völker zusammen. Und daran sind auch die fehlenden Blüten schuld.
„Der Pestizideinsatz muss reduziert werden“, fordert Ulz, der daran erinnert, dass man sich immer noch an dem LT50-Wert orientiere. Dieser Wert gebe an, dass 50 Prozent der „Schädlinge“ durch das eingesetzte Gift ausgerottet werden. Für Bienen seien da aber oft Dosen enthalten, die sie zwar nicht töteten, sehr wohl aber ihren Organismus schwächten, so Ulz.
Ulz fordert auch, dass es eine europäische Lösung zum Schutz der Bienen und der Insekten geben müsse. Es dürfe keine Regelungen geben, wo in einem Land Pestizide verboten seien, im anderen aber erlaubt.
Mehrheit der Nutzpflanzen hängt von Bienen ab
Imker erinnern jedenfalls daran, dass Bienen von immenser Bedeutung für die Landwirtschaft sind. Rund 80 Prozent der Nutzpflanzen hängen von der Bestäubung der Bienen ab.
Veranstaltungshinweis
Am 3. Februar findet in Wien eine internationale Tagung zur Bedeutung und Förderung von bestäubenden Insekten in der Landwirtschaft statt.
Blühstreifen zwischen den Feldern sind ebenso sinnvoll wie die Förderung von Brachflächen, die einfach ein blühendes Schlaraffenland für die Bienen seien.
„Es ist schon paradox“, sagt Ulz, „aber eigentlich müsste man manchmal bestimmten Menschen raten, dass, wenn sie einen Lindenhonig wollen, sie diesen eher in bestimmten Teilen Wiens durch die dortigen Baumbestände bekommen können als auf dem Land.“
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