Frauen als Selbstmordattentäterinnen
Immer wieder kommt es in Russland zu verhängnisvollen Anschlägen, vor allem ein Attentat 2010 hielt das Land in Atem: Mitten im morgendlichen Berufsverkehr hatten sich am 29. März 2010 Selbstmordattentäterinnen in zwei U-Bahn-Zügen in die Luft gesprengt und mindestens 40 Menschen in den Tod gerissen. Mindestens 130 weitere wurden verletzt.
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Die erste Selbstmordattentäterin sprengte sich gegen 6.00 Uhr auf dem Bahnhof Lubjanka in die Luft. Über dem Bahnhof liegt das Hauptquartier des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB. Der zweite Anschlag ereignete sich auf dem Bahnhof Park Kultury.
„Schwarze Witwen“ als Täterinnen
Schon wenige Tage nach dem Attentat waren die Selbstmordattentäterinnen identifiziert: Es handelte sich offenbar um zwei „Schwarze Witwen“ aus der russischen Teilrepublik Dagestan im Nordkaukasus. Eine der beiden Frauen war Medienberichten zufolge erst 17 Jahre alt gewesen. Nach dem Anschlags waren weitere Attentate von Ehefrauen von getöteten Rebellen befürchtet worden: Von einer Gruppe von rund 30 Selbstmordattentäterinnen war die Rede, die vor allem im Internet von Rebellenführern angeworben und in Tschetschenien trainiert wurden.
Rebellen bekannten sich zu Anschlag
Zu den Taten bekannte sich schließlich eine Rebellengruppe aus dem Nordkaukasus, das Kaukasus-Emirat von Doku Umarow. Der Islamistenführer ist seit fast zwei Jahrzehnten auf der Flucht. Auf der Liste der meistgesuchten Männer Russlands steht Umarow seit dem ersten Tschetschenien-Krieg 1994, bereits mehrfach wurde er von der russischen Armee fälschlicherweise für tot erklärt. Viele Jahre war der im tschetschenischen Harsenoi geborene gelernte Ingenieur ein Wegbegleiter der führenden Aufständischen. Er kämpfte unter dem damaligen Präsidenten Aslan Maschadow, mit dem er sich später zerstritt, gegen die russischen Truppen.
Im Oktober 2007 wandte sich Umarow von Rebellenführern ab und rief das „Kaukasus-Emirat“ aus. Von nun an wurde ein „Dschihad“ gegen den Kreml geführt. Mit der Selbsernennung zum „Emir“ gelang es Umarow, die verschiedenen Rebellionen in den Kaukasus-Republiken wie Tschetschenien, Inguschetien und Dagestan zu vereinen mit dem Ziel, das islamische Recht (Scharia) im Nordkaukasus einzuführen.
Drahtzieher getötet
Knapp fünf Monate nach dem Anschlag töteten russische Sicherheitskräfte den mutmaßlichen Drahtzieher. Wie die nationale Anti-Terrorismus-Kommission nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen mitteilte, starben Magomedali Wagabow, die Nummer zwei hinter Umarow, und vier weitere Kämpfer in Dagestan. Auch im benachbarten Tschetschenien wurde ein Islamistenführer von Sondereinsatzkräften getötet.
Die Nummer zwei des islamisch geprägten Aufstands im nördlichen Kaukasus habe die Selbstmordanschläge auf die U-Bahn in Moskau organisiert und sei für Anschläge auf Sicherheitskräfte und Eisenbahnlinien verantwortlich. Außerdem sei er aktiv an der Anwerbung Jugendlicher beteiligt gewesen und habe Selbstmordattentäter ausgebildet. Er selbst soll in einem Trainingslager in Pakistan gewesen sein.