Euro-Zone hinkt hinterher
Ein „rasantes Wachstum“ für die Weltwirtschaft prognostiziert das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO). Der Welthandel werde von 2010 bis 2015 jährlich um 7,5 Prozent zulegen. In der Euro-Zone werde die Erholung allerdings durch die Krise bei den Staatsfinanzen schwächer ausfallen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
„Für die europäische Wirtschaft ist die Bewältigung der Schuldenkrise von besonderer Bedeutung“, hieß es in der am Freitag veröffentlichen WIFO-Mittelfriststudie bis 2015. Der Wechselkurs des Euro werde sich daher bis 2012 auf 1,20 Dollar abschwächen und bis 2015 wieder auf 1,35 Dollar erholen.
Expansive Geldpolitik ausschlaggebend
Die Weltkonjunktur habe sich seit der Krise vor allem durch die stark expansive Geld- und Fiskalpolitik verbessert. Allerdings konnten diese Impulse in den Industrieländern „noch keinen selbsttragenden Aufschwung auslösen“.
Erschwert werde die Situation durch die unterschiedlichen Zinssätze für Staatsanleihen im Euro-Raum und die Möglichkeit, mit „Credit Default Swaps“ (CDS) auf einen Staatsbankrott zu spekulieren. Diese Geschäfte, so das WIFO, böten in einer akuten Krise große Gewinnmöglichkeiten, gleichzeitig werde aber das Zinsniveau des attackierten Landes in die Höhe getrieben.
Die Bemühungen der Politik, einen weiteren kräftigen Zinsanstieg in Portugal, Spanien oder Italien zu verhindern, seien schwierig, da die Finanzkrise in diesen Ländern „echte Probleme“ geschaffen oder aufgezeigt hat und gleichzeitig Finanzinvestoren auf eine Verschlechterung der Staatsfinanzen spekulieren und damit ihre Gewinne machen wollen.
Krisenmechanismen gehen nicht weit genug
Durch die Umwandlung des befristeten Euro-Schutzschirms in einen dauerhaften Krisenmechanismus sollen EU-Mitgliedsländer zwar vor spekulativen Attacken geschützt werden, die Möglichkeiten der Finanzinvestoren, auf eine weitere Verschlechterung der Staatsfinanzen zu spekulieren, wie es in Griechenland und Irland geschehen ist, werde aber nicht eingeschränkt, kritisiert das WIFO.
Dieses „Dilemma“ werde die Wirtschaft im Euro-Raum auch in den kommenden Jahren beeinträchtigen, heißt es in der Studie. Daher werde auch der Wechselkurs des Euro bis 2012 auf 1,20 Dollar (heute: 1,35 Dollar) sinken. Denn die dämpfenden Effekte der Euro-Krise würden zunächst stärker ausfallen als die den Dollar schwächenden Effekte der US-Auslandsverschuldung. Je öfter sich allerdings spekulative Attacken auf einzelne Euro-Länder wiederholen, desto gründlicher werden die Gegenmaßnahmen der EU ausfallen, so das WIFO. Mit dem Inkrafttreten des dauerhaften Krisenmechanismus im Jahr 2013 sollte sich daher der Euro-Wechselkurs wieder auf 1,35 Dollar erholen.
2010: 25 Prozent plus bei Rohstoffpreisen
Die Rohstoffpreise sind seit Mitte 2010 um rund 25 Prozent gestiegen. Bis 2015 sollen die Erdölpreise mit einem Plus von jährlich 6,1 Prozent weitaus stärker zulegen als jene anderer Rohstoffe (plus 3,7 Prozent), Industriewaren hingegen als Folge des starken Wettbewerbs nur geringfügig (plus 0,5 Prozent pro Jahr) steigen.
Größtes Wachstum in China und Indien
Der Welthandel werde zwischen 2010 und 2015 um 7,5 Prozent pro Jahr wachsen. Die Weltproduktion soll sich laut WIFO ab 2012 merklich erholen und mittelfristig um 4,5 Prozent pro Jahr wachsen. Die Dynamik in den Industrieländern sei mit einem Wachstum von durchschnittlich 2,4 Prozent pro Jahr wesentlich geringer. Für die EU wird ein Wachstum von 2,2 Prozent angenommen. Das höchste Wirtschaftswachstum sollen weiterhin China und Indien - mit 8,9 bzw. 8,6 Prozent - ausweisen. In den anderen Entwicklungs- und Schwellenländern dürfte das Bruttoinlandsprodukt bis 2015 um etwa fünf Prozent pro Jahr zunehmen.
IWF: Prognose nach oben revidiert
Die Erholung der Weltwirtschaft macht unerwarteterweise auch laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) gute Fortschritte. Dabei haben Schwellenländer die reichen Nationen weit abgehängt. Unter den Industriestaaten steht Deutschland mit am besten da, wie aus dem jüngsten Ausblick des IWF hervorgeht.
Für dieses Jahr sei mit einem weltweiten Wachstum von 2,2 Prozent zu rechnen, 0,2 Punkte mehr als bisher prognostiziert, heißt es in dem am Dienstag in Johannesburg vorgelegten Bericht. Die Weltwirtschaft soll demnach 2011 um 4,4 Prozent zulegen, ebenfalls 0,2 Punkte besser als zunächst angenommen.
Der IWF spricht von einer globalen Wirtschaftserholung der zwei Geschwindigkeiten: Gedämpftes Wachstum mit hoher Arbeitslosigkeit und wiederkehrenden Krisen wie in der Euro-Zone prägt dabei die Lage der Industriestaaten. Hier sieht der IWF dieses und nächstes Jahr ein Wachstum von 2,5 Prozent. Hingegen floriert die Wirtschaft in Schwellen- und Entwicklungsländern wie China und Indien mit einem Plus von satten 6,5 Prozent 2011.
Links: