Moskau in der Bredouille
Der mutmaßliche russische Waffenhändler Viktor Bout musste sich am Freitag vor Gericht verantworten. Dabei ging vor dem New Yorker District Court jedoch nur um eine Anhörung, ob ein ordentlicher Prozess gegen den angeblichen „Händler des Todes“ eröffnet werden kann.
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Beobachter gehen aber davon aus, dass Bout, der Diktatoren, Rebellen und Terroristen mit Waffen beliefert haben soll, in New York der Prozess gemacht wird. Und das sorgt für Unruhe im Kreml. Russland protestierte bereits im November scharf gegen eine Auslieferung Bouts von Thailand an die USA. Mit guten Gründen, wie nun die britische BBC schreibt. Bout hat als ehemaliger russischer Luftwaffenoffizier auch nach seinem Ausscheiden aus der Armee gute Kontakte zur russischen Luftwaffe und Armee unterhalten.
Enge Kontakte zu Kreml-Mitarbeitern
Diese ermöglichten überhaupt erst mit altem russischen Kriegsmaterial seinen Aufstieg. Laut einer Quelle in Moskau soll Bout auch ein gutes Verhältnis zu hohen Beamten im Zentrum der russischen Macht, dem Kreml, gepflogen haben, berichtet die BBC auf ihrer Website. Er habe enge Kontakte zu einigen hochrangigen Personen im Umfeld des russischen Präsidenten Boris Jelzin und des heutigen Ministerpräsidenten und ehemaligen Präsidenten Wladimir Putin, so die nicht namentliche genannte Quelle der BBC. Es soll sich dabei selbst um einen langjährigen hochrangigen Kreml-Mitarbeiter handeln.
Trotz Haftbefehls ungestört in Moskau
Vor rund zehn Jahren zog sich Bout nach Russland zurück, wo er mit Frau und Kind in einer Luxuswohnung lebte. Aus der Entfernung zog er weiterhin die Fäden in seinen Geschäften. Russland durfte er offiziell nicht mehr verlassen, nachdem die UNO Sanktionen und ein Reiseverbot gegen Bout wegen des Bruchs des Embargos gegen die Rebellen in Angola und die Regierung von Charles Taylor in Liberia verhängt hatte. 2002 gab die belgische Regierung einen internationalen Haftbefehl heraus. Ungeachtet dessen, dass Bout international gesucht wurde, lebte er weiterhin ungestört in Moskau.
„Jeder von der Polizei bis zu den Geheimdiensten wusste, dass Bout in der Hauptstadt wohnte“, so der russische BBC-Informant. Doch die Anschuldigungen gehen weit darüber hinaus, dass Russland Bout weiterhin gewähren ließ. „Es ist vollkommen klar, dass er hohen offiziellen Schutz genoss“, so Douglas Farah, Autor eines Buches über Bout.
„Werkzeug des russischen Geheimdienstes“
„Als Bout im Iran 2005 und in Beirut 2006 während des Krieges Israels gegen die radikalislamische Hisbollah auftauchte - als Russland über den Iran Waffen schickte, die schließlich in den Hände der Hisbollah landeten -, war er für Russland sehr nützlich und arbeitete im Auftrag des russischen Staates“, so Farah in einem Interview weiter. Gerüchteweise soll Bout zu Beginn seiner Karriere in der russischen Armee für den Geheimdienst gearbeitet haben - Verbindungen, die bis zuletzt hielten, wie Farah spekuliert.
„Bout war kein Geheimagent des Staates, er war eine Geldmaschine. Aber er funktionierte auch als Werkzeug der russischen Geheimdienste“, so der Waffenkontrollexperte Alex Yearsley. Russland und auch Bout dementierten diese Verbindung immer wieder. Bout habe nur legale Güter für Russland transportiert und keine Waffen, so die russischen Behörden.
„Singen“ für geringere Strafe
Die Angst im Kreml ist offenbar groß, dass Bout über die genauen Geschäft aus dem Nähkästchen plaudern könnte. Und auch die USA drängen Bout offenbar zur Aufklärung und vermuten mehr hinter Bout und seinen guten russischen Kontakten.
Bout sagte Anfang Jänner in einem Interview mit der russischen Agentur RIA Nowosti, die amerikanische Justiz habe ihm einen Strafnachlass angeboten, wenn er seine Kontakte preisgebe. Das habe er aber abgelehnt. Er warf den Amerikanern vor, nicht zu einem fairen Prozess gegen ihn in der Lage zu sein. Bout werden vier massive Vergehen vorgeworfen, darunter die Unterstützung einer Terrororganisation und Verschwörung zur Ermordung von US-Staatsbürgern. Sollte der Millionär in allen Punkten schuldig gesprochen werden, muss der 44-Jährige mindestens 25 Jahre ins Gefängnis.
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