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Verstöße gegen Arbeitsrecht?

Österreichs größter Möbelriese, die Welser Einrichtungskette XXXLutz, hat nach Deutschland nun auch in Österreich Probleme mit der Gewerkschaft. Kürzlich ausgeschiedene Mitarbeiterinnen des weltweit zweitgrößten Möbelhändlers, die freiwillig von Lutz abgefunden wurden, berichten in der Mittwoch-Ausgabe der „Salzburger Nachrichten“ („SN“) über arbeitsrechtliche Verstöße und Einschüchterungen.

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XXXLutz, das mit rund 9.000 Mitarbeitern in Österreich keinen Betriebsrat hat, weist alle Vorwürfe entschieden zurück. Der stellvertretende Bundesgeschäftsführer der GPA-djp, Karl Proyer, kündigte ein Gespräch mit der Geschäftsführung an.

Etliche Verwürfe

Laut „SN“, die sich auf die Angaben von zwei früheren Mitarbeiterinnen berufen, würden Überstunden und Mehrstunden nicht oder nur teilweise abgegolten. Schulungen und Messen müssten außerhalb der Dienstzeit und unbezahlt besucht werden, steuerschonendes Kilometergeld werde als Lohnerhöhung deklariert - ohne geleistete Kilometer -, Arbeitszeitkonten würden manipuliert, Dienstnehmer an anderen Tagen angemeldet, als sie arbeiteten, zu viele „lange Samstage“ müssten geleistet werden, so weitere Vorwürfe. Mit 102 Filialen und einem Umsatz von rund 1,3 Mrd. Euro ist die XXXLutz-Gruppe in Österreich Marktführer.

Zahlungen statt Arbeitsgericht

Derzeit lägen der Salzburger GPA-djp aktuell vier Beschwerdefälle von Mitarbeiterinnen des Standorts in Eugendorf vor, so die „SN“. Zwei dieser Fälle wurden demnach innerhalb weniger Wochen ohne Arbeitsgericht mit freiwilligen Zahlungen von mehreren Monatsgehältern abgeschlossen. XXXLutz-Unternehmenssprecher Thomas Saliger wies im „SN“-Gespräch alle Vorwürfe vehement zurück und erklärte die freiwilligen Zahlungen im Zuge der einvernehmlichen Trennungen mit der Firmenphilosophie, „nie gegen jemanden agieren zu wollen“. Rechtlich sei „alles sehr, sehr sauber“.

Messeteilnahme als „Ehre“

Auf den Vorwurf einer Mitarbeiterin, man habe an Messen, die an Sonntagen stattfanden, teilnehmen müssen - ohne Zeitausgleich oder Bezahlung -, meinte Saliger, dass es im Unternehmen eine Ehre sei, an Messen teilzunehmen. Dann stehe man „im Fokus für höhere Weihen“. Lutz spricht laut „SN“ von bedauerlichen Einzelfällen in Eugendorf, bei denen man sich rechtlich nichts vorzuwerfen habe. Gegenüber der APA gab es bis jetzt keine Stellungnahme zu den Vorwürfen.

Gewerkschaft kündigt Gespräche an

Auch die GPA-djp Salzburg wollte nichts dazu sagen und verwies auf die Bundesgeschäftsführung in Wien. Der stellvertretende Bundesgeschäftsführer Karl Proyer kündigte im APA-Gespräch an, dass man mit der XXXLutz-Geschäftsführung sprechen werde.

In Wien gebe es keine Beschwerden, derzeit sei nur der Standort Eugendorf betroffen, so Proyer. Die Gesprächsbasis mit der Geschäftsführung des Möbelriesen sei gut. Dass es bei XXXLutz in Österreich keinen Betriebsrat gebe, sei aber bedauerlich. Die Installation eines Betriebsrates sei aber nur möglich, wenn sich Mitarbeiter der Wahl stellen.

Dass es keine Betriebsräte gibt, erklärte Salinger im Oktobers des Vorjahres so: „Wir machen uns alles direkt mit den Mitarbeitern aus. Die Türen der Büros stehen immer für jeden offen.“ In den leitenden Positionen des Unternehmens sitzen laut Saliger vor allem ehemalige Lehrlinge.

Dauerclinch mit deutscher Gewerkschaft

Der Welser Möbelriese war erst im vergangenen Dezember erneut in die Schlagzeilen deutscher Medien gekommen: Das Unternehmen soll unliebsamen Betriebsräten hohe Abfindungen angeboten haben, um sie loszuwerden, berichtete „Der Spiegel“ damals in seiner Onlineausgabe.

Einem früheren Hiendl-Betriebsrat sollen im Jahr 2008 von seinem damaligen Chef nach einem Eklat auf einer Betriebsversammlung 60.000 Euro geboten worden sein, wenn er das Unternehmen sofort verlässt. Das Familienunternehmen Hiendl gehörte damals bereits zur XXXLutz-Gruppe. Das Möbelhaus bezeichnete diese Vorwürfe als „größtenteils haltlos“.

Mit der deutschen Gewerkschaft ver.di liegt XXXLutz allerdings schon seit Jahren im Dauerclinch. Mobbing, Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz und massiver Druck bei den Umsatzvorgaben sind nur einige Vorwürfe, mit denen die Möbelkette in Deutschland immer wieder konfrontiert ist.

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