TV-Doku: Vatikan schützte pädophile Priester
Der Vatikan soll sich laut einer neuen Dokumentation in den 1990er Jahren direkt in Untersuchungen der Irischen Bischofskonferenz zu Missbrauchsfällen eingeschaltet und Anzeigen gegen pädophile Priester verhindert haben, meldet Kathpress.
Die Sendung von Irlands öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalt RTE berichtet über einen Brief aus dem Jahr 1997. Darin seien die irischen Bischöfe angehalten worden, Missbrauchstäter nicht der Polizei zu übergeben.
Gegen Richtlinien der Bischöfe
Laut Vorausmeldung der RTE von gestern enthält dieser Brief eine Drohung, dass sich Rom auf die Seite der Angeklagten stellen werde, falls die Bischöfe ihre 1996 erstellten Kinderschutzrichtlinien („Green Book Guidelines on Child Protection“) durchsetzten und sich ein betroffener Priester an den Vatikan wende.
Damit, so urteilt der Sender, habe Rom „die Interessen der Priester über die der Kinder gestellt“. Näher bezeichnet sind die betreffenden Stellen im „Vatikan“ beziehungsweise in „Rom“ nicht.
Die Tageszeitung „Irish Examiner“ (Montag-Ausgabe) berichtete, der Vatikan habe sich zudem mindestens zweimal direkt in die Untersuchungen der Bischöfe eingeschaltet und Versuche unterbunden, Missbrauchstäter aus dem Amt zu entfernen.
Versetzung statt Entlassung
Einer dieser Fälle wurde laut Bericht im Dezember bekannt, nachdem der Oberste Gerichtshof ein zensiertes Kapitel des sogenannten Murphy Reports, der öffentlichen Untersuchung über die Missbrauchsfälle in der Erzdiözese Dublin, freigab. Demnach hob der Vatikan die Entscheidung der irischen Bischöfe auf, den pädophilen Priester Tony Walsh zu entlassen. Stattdessen habe Rom auf einer zehnjährigen Versetzung in ein Kloster bestanden.