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„Überall Feuer“

Die Lage in Tunesien bleibt unübersichtlich. Während die Urlauber zu Tausenden aus dem Krisenland ausgeflogen werden, hoffen viele Tunesier auf einen demokratischen Neuanfang. Trotz des weiter geltenden Ausnahmezustandes und einer Ausgangssperre waren in der Hauptstadt Tunis auch in der Nacht zum Sonntag wieder Schüsse zu hören. Österreichische Urlauber wurden aus Tunesien ausgeflogen.

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Die AUA brachte am Samstagabend mit einer Sondermaschine aus dem Touristenzentrum Monastir 92 österreichische Urlauber in ihre Heimat zurück. 49 Urlauber wurden nach Wien gebracht, bei einem Zwischenstopp in Salzburg waren 43 Touristen ausgestiegen. Einige der Heimkehrer sprachen dort von einem „Krieg“, den sie nicht noch einmal erleben wollten.

„Hotel am Abend verriegelt“

„Die Fahrt zum Flughafen in Monastir war ein wirkliches Abenteuer. Überall waren bewaffnete Leute. Es war überall Feuer, Raffinerien brennen dort, Hunderte über Hunderte Menschen sind auf der Straße“, sagte die Wienerin Birgit H. (39) nach der Landung der AUA-Maschine um 23.00 Uhr in Wien-Schwechat - mehr dazu in wien.ORF.at und salzburg.ORF.at.

Auch Tausende deutsche Urlauber wurden inzwischen von den Reiseveranstaltern aus dem Krisenland ausgeflogen. Bei ihrer Heimkehr berichteten sie von Verwüstungen und Plünderungen. Der Reiseveranstalter Thomas Cook gab am Samstagabend bekannt, alle seine 2.000 deutschen Urlauber ausgeflogen zu haben. Bis 21. Jänner wurden alle Reisen von Deutschland nach Tunesien abgesagt.

Brandstiftung und Plünderungen

Über der Hauptstadt Tunis waren am Samstag wieder Rauchsäulen aufgestiegen. Schon in der Nacht hatten Brandstifter trotz Ausgangssperre Feuer gelegt, unter anderem in einem Bahnhof. In der Nacht auf Sonntag waren erneut Schüsse zu hören. In einigen Stadtvierteln bildeten Bürger spontane Milizen, um sich zu schützen.

Menschen tragen Waren aus zerstörtem Geschäft

AP/Christophe Ena

Vor allem in Tunis kam es immer wieder zu Plünderungen von Geschäften.

Bewohner bewaffneten sich mit Stöcken und Knüppeln, um ihre Häuser zu schützen. Viele Tunesier vermuten, dass sich Milizangehörige an den Plünderungen beteiligen. Politiker sprachen dagegen von Kriminellen, die das Machtvakuum ausnützen.

Hunderte saßen auf dem Flughafen fest

Wegen der nächtlichen Ausgangssperre saßen Hunderte Menschen am Samstagabend auf dem Flughafen von Tunis fest. „Die Lage ist angespannt, niemand darf den Flughafen verlassen“, sagte ein Soldat. Den Restaurants ging das Essen aus, Reisende versuchten, auf dem Boden zu schlafen und deckten sich mit Kleidungsstücken zu.

Touristen sitzen am Flughafen Tunis fest

Reuters

Urlauber mussten auf dem Flughafen von Tunis auf die Heimreise warten.

Nach dem Gefängnisbrand in Monastir erhöhte sich die Zahl der Toten seit Beginn der Unruhen im Dezember auf mehr als 130. Nach ersten Erkenntnissen hatten Häftlinge ihre Matratzen in Brand gesteckt. Die Flammen hätten dann schnell auf das gesamte Gebäude übergegriffen. Dutzende Häftlinge starben in den Flammen. Als andere zu fliehen versuchten, schossen Wärter auf sie. Bei dem Gefängnisbrand in der Stadt Kasserine gelang es zahlreichen Häftlingen nach Augenzeugenberichten, rechtzeitig vor Flammen und Schüssen zu fliehen.

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