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Für Grüne „gefährliche Drohung“

Für eine „gefährliche Drohung“ halten die Grünen das ÖVP-Bildungskonzept. „Der Bildungsweg wird damit zu einem Hürdenlauf“, kritisierte Bundessprecherin Eva Glawischnig bei einer Pressekonferenz am Montag in Wien.

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Nach den Vorstellungen der ÖVP solle es künftig zwei Knock-out-Situationen geben - einmal mit der „Bildungsempfehlung“ mit zehn und dann mit der „mittleren Reife“ mit 14 Jahren. Das sei „brutal“ und gehöre nicht in ein modernes Bildungssystem. „So kann man mit Traktoren umgehen, aber nicht mit Kindern“, so Glawischnig.

Nachmittagsbetreuung als Strafe

Die ÖVP und allen voran ihr Vorsitzender Josef Pröll hätten außerdem nach wie vor nicht gelernt, wie moderne Familien funktionierten, sagte Glawischnig. Im ÖVP-Konzept werde mit dem Festhalten an der reinen Nachmittagsbetreuung das In-der-Schule-Bleiben als Strafe verstanden, anstatt für ganztägige Schulformen mit einem sinnvollen Wechsel aus Lernen, Freizeit und Betreuung einzutreten. Es könne nicht Aufgabe der Eltern sein, mit den Kindern am Nachmittag Hausaufgaben machen zu müssen - „das ist auch eine wichtige soziale Frage“.

„ÖVP will Selektion noch ausbauen“

Der grüne Bildungssprecher Harald Walser nannte das ÖVP-Konzept einen Schritt zurück in die 1960er Jahre - sowohl was den Inhalt als auch die Wortwahl bei der Präsentation anbelange. Wer nach wie vor in Zusammenhang mit der gemeinsamen Schule von „Einheitsbrei“ und „Nivellierung nach unten“ spreche, ignoriere die wissenschaftliche Forschung der vergangenen Jahrzehnte. Glawischnig kritisierte, dass mit dem ÖVP-Papier das Sitzenbleiben in der Volksschule wieder eingeführt und der Übertritt in die AHS-Unterstufe bzw. später in die Oberstufen erschwert werde.

„Was die ÖVP präsentiert hat, ist eine gefährliche Drohung für die Schüler und ihre Eltern“, meinte Walser. „Was besonders schmerzt, ist die Tatsache, dass die ÖVP das Selektionssystem noch ausbauen will, obwohl Österreich schon jetzt der Staat mit der frühesten Selektion der Kinder ist.“

Kritik auch an Schmied

Wenn man das ÖVP-Konzept mit der „Bildungsempfehlung“ für Volksschüler ernst nehme, sei es sogar möglich, dass Kinder ihre Schulpflicht in der Volksschule absolvieren - wenn sie nämlich Jahr für Jahr keine „Bildungsempfehlung“ bekommen. Walser stört auch, dass die ÖVP nach wie vor auf ein „defizitorientiertes Modell“ setze.

Aufgrund des Bildungskonzepts ist Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP) für Walser trotz des frühen Zeitpunkts eine „ganz heiße Kandidatin für die bildungspolitische Enttäuschung des Jahres 2011“. Pröll habe seine Ernennung zum „Betonmischer des Jahres 2011“ schon sicher.

Aber auch von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) will Walser endlich „klare Worte“ hören - nämlich ob sie mit der ÖVP „zurück in die Vergangenheit“ wolle oder mit den Grünen in die Zukunft. Schmieds bisherige Aussage von einem „Schritt in die richtige Richtung“ der ÖVP sei „schon enttäuschend“ gewesen und für sich genommen auch schon eine „gefährliche Drohung“.

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