Skepsis zu Details der ÖVP-Pläne
Die Reaktionen auf das Bildungsprogramm der ÖVP samt deren Überlegungen zur neuen Mittelschule fallen gemischt aus. Nicht nur der Koalitionspartner spricht von einer Umetikettierung der Hauptschule zur Neuen Mittelschule, die an sich noch keine großen Konsequenzen erwarten lässt.
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SPÖ-Bildungssprecher Elmar Mayer betonte, dass mit dem Ausbau der Neuen Mittelschule ein wichtiger erster Schritt auf dem Weg zu einem modernen Schulsystem gesetzt werden kann: „Es freut mich, dass die ÖVP hier endlich eingelenkt hat und die langjährige Forderung der SPÖ nach einem flächendeckenden Ausbau der Neuen Mittelschule nun Realität wird“, so Mayer am Freitag gegenüber dem SPÖ-Pressedienst.
Für die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl ist die Losung „Gymnasium bleibt, Neue Mittelschule kommt“ dagegen ein Etikettenschwindel: Wenn die ÖVP die Gymnasien weiterführen und nur die Hauptschulen in neue Mittelschulen umbenennen wollen, dann widerspräche das der Idee einer gemeinsamen Schule. Mehr dazu in wien.ORF.at.
Lob von der FPÖ
Lob kam von der FPÖ. „Mit der Rettung des Gymnasiums in der Langform und der Sprachförderung für Kinder, die nicht ausreichend Deutsch können, gibt es einige wesentliche Punkte, die auch Gemeinsamkeiten mit langjährigen FPÖ-Forderungen darstellen“, so Bildungssprecher Walter Rosenkranz.
Eine „Mittlere Reife“ könne auch ein sinnvoller Beitrag zur Aufwertung der Hauptschulen sein.
Haubner: „Umbenennung zu wenig“
„Die Umbenennung der Hauptschulen in Neue Mittelschule alleine ist zu wenig und bringt den Schülerinnen und Schülern keine Verbesserungen“, stößt BZÖ-Bildungssprecherin Ursula Haubner in eine ähnliche Kerbe.
„Ganz offensichtlich haben sich innerhalb der ÖVP wieder die Betonierer durchgesetzt und man hat sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt. Von einem neuen ÖVP-Bildungsprogramm kann daher nicht die Rede sein“, so Haubner. Offenbar habe die ÖVP aus dem PISA-Debakel nichts gelernt. Leidtragende dieser Reform- und Modernisierungsverweigerung sind die heutigen und künftigen Schülerinnen und Schüler, deren Zukunft durch die ÖVP-Blockadepolitik aufs Spiel gesetzt würde, so Haubner.
Grüne: Handschrift der Beamtengewerkschaft
Kritik übte der grüne Bildungssprecher Harald Walser. „Die ÖVP ignoriert weiterhin stur die Ergebnisse der Wissenschaft und die Meinung aller seriösen Fachleute und hält an ihrem Retrokurs in der Bildungspolitik fest. Nach dem ÖVP-Bildungsklau beim Budget kommt jetzt die nächste Reformbremse“, stellte er fest.
Das ÖVP-Konzept trage die unglückliche Handschrift von Beamtengewerkschaftschef Fritz Neugebauer. Die ÖVP solle ihre ideologischen Scheuklappen ablegen und sich der gemeinsamen Schule öffnen, verlangte er.
Freunde beim FPK
Erfreut zeigt sich FPK-Bildungsreferent Uwe Scheuch über die Zustimmung der ÖVP zum Ausbau der Neuen Mittelschule und die Aufhebung der Zehnprozentgrenze. „Bereits seit dem ersten Jahr des Modellversuches Neue Mittelschule haben wir aufgrund des großen Zuspruchs in unserem Bundesland die Aufhebung der Zehnprozentgrenze für Schulversuche und die Ausweitung der Neuen Mittelschule gefordert“, so Scheuch, der Kärnten in dieser Frage in einer Vorreiterolle sieht.
„Die Praxis liefert den besten Beweis, dass der Ausbau der Neuen Mittelschule nicht nur zeitgemäß ist, sondern auch die beste Bildungsqualität für unsere Kinder sicherstellt“, so der Kärntner Bildungsreferent Scheuch.
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