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AHS soll wie bisher erhalten bleiben

„Mittelschule kommt, Gymnasium bleibt“ - das ist laut Vizekanzler Josef Pröll (ÖVP) das Herzstück des Bildungsprogramms der Volkspartei, das am Freitagvormittag in Wien präsentiert wurde. Pröll präsentierte das Bildungsprogramm seiner Partei zusammen mit Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (ÖVP).

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Die ÖVP kommt mit dieser Positionierung zwei Seiten entgegen: SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied sowie verschiedenen Landeshauptleuten, die die Aufhebung der derzeit geltenden Zehnprozenthöchstgrenze bei der Neuen Mittelschule (NMS) gefordert hatten.

Voraussetzung sei jedoch die Erhaltung der AHS, denn „der Einheitsbrei führt zur Nivellierung nach unten“, sprach sich Pröll erneut gegen eine gemeinsame Schule bis 14 Jahre aus.

ÖVP will Modulsystem

Das ÖVP-Bildungsprogramm sieht zwar weiter ein differenziertes Schulsystem vor, allerdings werden sich die Schultypen ähnlicher werden, so Pröll. In NMS wie AHS soll der Unterricht in Modulen stattfinden, Begabte gefordert und schwächere Schüler gefördert werden.

Mit 14 soll in beiden Schultypen die Mittlere Reife gemacht werden können, die Voraussetzung für einen Aufstieg in die AHS und Berufsbildende Höhere Schule (BHS) ist. Wer diese standardisierte Prüfung nicht besteht, kann danach in eine Polytechnische oder Berufsbildende Mittlere Schule (BMS) gehen.

Karl: Bildungsentscheidung erst mit 14

Wissenschaftsministerin Karl, die federführend an der Erstellung des Konzepts beteiligt war, betonte, dass damit - wie vom Koalitionspartner SPÖ gefordert - die Bildungswegentscheidung künftig nicht mehr mit zehn, sondern erst mit 14 Jahren getroffen wird. Karl hatte sich ursprünglich überhaupt für ein „Gymnasium für alle“ ausgesprochen.

Die „Aufwertung“ der Hauptschulen zu Neuen Mittelschulen könne schon mit dem kommenden Schuljahr beginnen, so Pröll, die zusätzlichen Kosten von 130 Millionen im Endausbau will er aus dem Budget bestreiten.

Programm mit Verpflichtungen

Das Bildungsprogramm der Volkspartei sieht auch eine Reihe von Verpflichtungen vor. Eltern sollen künftig eine „Bildungsvereinbarung“ mit der Schule unterschreiben. Dadurch soll festgehalten werden, dass für Erziehung und Ausbildung der Kinder auch die Eltern verantwortlich sind. Außerdem soll die Kenntnis der deutschen Sprache Pflicht werden: Wer bei der Sprachstandsfeststellung im Kindergarten Defizite hat, muss verpflichtend an Programmen zur Sprachförderung teilnehmen. Wer danach noch Probleme hat, muss ein Jahr lang die Vorschule besuchen.

ÖVP verlangt Bekenntnis zur AHS

„Wir gehen auf den Koalitionspartner zu“, sagte Pröll und verlangte im Gegenzug von der SPÖ wiederholt ein klares Bekenntnis zur Erhaltung der AHS. Generalsekretär Fritz Kaltenegger bezeichnete das Programm als „Signal, gemeinsam zu arbeiten“. Die ÖVP könne allerdings „diese Last nicht alleine stemmen“.

Gleichzeitig forderte er die SPÖ und Unterrichtsministerin Schmied dazu aus, das Regierungsprogramm im Bildungsbereich schneller abzuarbeiten, von 49 Punkten seien 41 weiterhin offen. „Lassen Sie uns dieses Stück des Weges gemeinsam gehen“, appellierte er an den Koalitionspartner.

Inhaltlich pochte Karl auf die „Sicherstelltung der Wahlfreiheit“. Gleichzeitig will die ÖVP „Mut zur Elite“ zeigen: Hochbegabte sollen künftig in „High Pontential Groups“ gefördert werden. Als Zeichen, dass „Leistung sich auch im Bildungsbereich lohnt“, soll es auch weiterhin Noten geben, diese sollen allerdings im Zeugnis um eine verbale Beurteilung erweitert werden.

Außerdem sollen in der Mittelschule „Talentechecks“ durchgeführt werden, denn „keine Begabung darf in Österreich verloren gehen“.

Bewegung in der Benotungsfrage

Bewegung zeigt die ÖVP in der Frage des Sitzenbleibens: Künftig sollen sowohl in der Neuen Mittelschule als auch im Gymnasium und danach in der AHS-Oberstufe und Berufsbildenden höheren Schulen (BHS) nur noch jene Module wiederholt werden, in denen der Schüler Defizite hat.

Schmied will mit Karl das Machbare „schmieden“

Unterrichtsministerin Schmied bedauerte in einer ersten Reaktion, „dass es nicht den großen Wurf“, gebe, was „schade“ sei. Allerdings, so Schmied: „Es ist ein Schritt in die absolut richtige Richtung.“

Auch wenn Schmied bedauert, dass es mit dem Festhalten der ÖVP an den Gymnasien vorerst keine gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen geben wird, sieht sie „sehr positive Elemente“ in dem Papier, wie das Bekenntnis zur Neuen Mittelschule und den Wegfall der Zehnprozentgrenze für diese.

Schmied freut sich, dass es nun eine ÖVP-Position gebe und dass sie nun gemeinsam mit Wissenschaftsministerin Karl „aus dem Vorliegenden das Machbare schmieden darf“.

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