Gegen den Rest der Welt
China drosselt die Ausfuhr der begehrten Hightech-Rohstoffe der „seltenen Erden“ Anfang 2011 noch stärker als zunächst angenommen. In der ersten Jahreshälfte werden die Ausfuhrquoten faktisch um 35 Prozent im Vergleich zum selben Zeitraum 2010 gesenkt. Das geht aus einer Mitteilung des Pekinger Handelsministeriums von letzter Woche hervor.
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Der deutlichere Rückgang nährt Befürchtungen, die Metalle für den Bau von Computern, Halbleitern, Elektromotoren und Windturbinen könnten knapp werden und ihr Preis deutlich steigen. Mit der neuerlichen Ausfuhrverringerung steigt für China das Risiko, dass die USA in der Angelegenheit die Welthandelsorganisation anrufen.

Reuters/David Gray
Die „seltenen Erden“ sind für die Industrie von großer Bedeutung.
Am Vortag hatten die Chinesen einen Rückgang um zehn Prozent angekündigt und bereits damit offenkundige Besorgnis der US-Regierung ausgelöst. Künftig wird dem Pekinger Ministerium zufolge aber das Vorgehen bei der Zuteilung geändert, woraus eine noch deutlichere Verringerung resultiert. Ausländische Firmen seien bei der Genehmigung für eine erste Ausfuhrmenge 2011 von knapp 14.500 Tonnen bereits eingeschlossen, erklärte die Pekinger Regierung. Es werde keine weiteren Quoten geben.
Über Gesamtausfuhren noch nicht entschieden
Im letzten März hatten die Chinesen dagegen ausländischen Firmen zusätzlich knapp 6.000 Tonnen zugeteilt, nachdem sie heimischen Konzernen bereits gut 16.300 Tonnen zugestanden hatten. Über die Gesamtausfuhren für 2011 sei noch nicht entschieden worden, teilte das Ministerium am Mittwoch weiter mit. Gleichzeitig versuchte China, die Wogen zu glätten und Sorgen vor drohenden Engpässen zu zerstreuen: Die Gesamtquote könne nicht allein aus der Zuteilung für die erste Jahreshälfte hochgerechnet werden, hieß es.

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Trotz weltweiter Vorkommen werden „seltene Erden“ fast ausschließlich in China abgebaut.
Unter dem Protest von Industrieländern hatte China angekündigt, die Ausfuhr der für die Technologiebranche unersetzbaren Metalle zu drosseln und im kommenden Jahr mit höheren Zöllen zu belegen. Das geschieht der Pekinger Regierung zufolge, um die Umwelt zu schützen und die Belieferung der eigenen Wirtschaft zu sichern. In der Volksrepublik werden gegenwärtig 97 Prozent der weltweiten Menge der 17 Metalle gefördert, die unter dem Sammelbegriff „seltene Erden“ zusammengefasst werden. Industrieländer wie Deutschland, Japan und die USA haben vor Engpässen gewarnt.
Auswirkungen auf Börsenkurse
Am Mittwoch kritisierte der japanische Elektronikriese Sony die jüngsten Quoten. Sie beeinträchtigten den Konzern zwar nicht direkt, aber sie behinderten den freien Handel, sagte ein Sprecher. Das Unternehmen werde sich künftig bemühen, die Abhängigkeit von den Metallen zu verringern. Sony kauft zwar nicht direkt „seltene Erden“ ein, die Stoffe werden aber in einer Reihe von Bauteilen für Sony-Produkte wie Flachbildschirme, PCs und Spielekonsolen benötigt.
Die Nachricht der verringerten Ausfuhrquoten ließ den Aktienkurs von China Rare Earth Holdings, einem Förderer „seltener Erden“, um fast 14 Prozent steigen. Auch Bergbauunternehmen aus Australien mit Vorräten „seltener Erden“ waren an den Börsen gefragt.
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