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Der „Geek“ und der Verkäufer

Schwarzer Rollkragenpullover, ausgebeulte Jeans: Steve Jobs ist die lebende Ikone von Apple, er steht für das Unternehmen wie kein Zweiter. Dass es zum Start von Apple noch einen anderen wichtigen Steve gegeben hat, ist darüber schon fast in Vergessenheit geraten.

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Immerhin war es Steve Wozniak, der seinen Kumpel Jobs Mitte der 1970er Jahre in den legendären Homebrew Computer Club der Universität Stanford in Kalifornien und damit in die Welt des frühen Personal Computing einführte. Schon vorher hatten sich die beiden bei Hewlett-Packard (HP) kennengelernt, wo Wozniak als Ingenieur an der Entwicklung eines wissenschaftlichen Taschenrechners beteiligt war.

1976 gründeten Jobs und Wozniak mit einem Grundkapital von rund 1.300 US-Dollar Apple Computer, das erste Produkt war ein von Wozniak entworfener Heimcomputer-Bausatz, der unter dem Namen Apple I verkauft wurde. Den Durchbruch schaffte das Unternehmen 1977, als der ebenfalls von Wozniak entworfene Computer Apple II auf den Markt kam, ein Rechner mit vier Kilobyte RAM und eingebautem Grafikmodul.

Zwei Männer, zwei Computer

Die Unterschiede zwischen Wozniak und Jobs lassen sich auch an den Computern ablesen, mit denen sie bis heute vornehmlich identifiziert werden. Wozniaks erste Apple-Rechner waren Maschinen von Hackern für Hacker, sie waren für den Kenner nachvollziehbar aus günstigen Standardteilen aufgebaut. Der Apple II hatte auf der Hauptplatine Steckplätze, die von Bastlern und Drittfirmen für Erweiterungsmodule genutzt werden konnten - und er wurde mit einem eingebauten Disassembler ausgeliefert, einem Programm, das es jedem Nutzer ermöglichen sollte, den Quellcode jeder Apple-II-Software anzusehen.

Anders als Wozniak, der sich vor seiner Apple-Zeit auch schon mal mit den Ideen des Telefonhackers John Thomas Draper alias „Cap’n Crunch“ befasst hatte, um auf eigene Rechnung Geräte zu verkaufen, die es ermöglichten, kostenlose Ferngespräche im US-Netz zu führen, konnte Jobs mit einigen der grundlegenden Konzepte der Hackerszene wenig anfangen. Im Vergleich zum Apple II war der unter Jobs’ Verantwortung entwickelte erste Macintosh dann auch ein eher geschlossenes System, das sich dafür aber durch hohe Benutzerfreundlichkeit auszeichnete.

Absturz und Aufstieg

Wozniak schied 1981 vorläufig aus dem operativen Geschäft von Apple aus, nachdem er sich beim Absturz seines Privatflugzeugs Verletzungen zugezogen hatte. 1983 kehrte er wieder zurück und erlebte den Start des Ur-Macintosh im Jänner 1984, allerdings gab er seine Vollzeitstelle bei Apple Ende der 1980er Jahre auf. Ganz verlassen hat er das Unternehmen freilich nie, er bezieht bis heute ein Gehalt von Apple.

Jobs hingegen musste 1985 gehen, er wurde von Sculley entmachtet - ein Erlebnis, das den detailbesessenen Macher tief geprägt hat. Seit seiner Rückkehr an die Spitze des von ihm gegründeten Konzerns 1997 hat er das Heft bei Apple fest in der Hand.

Unter Freunden

„Woz“ scheint es zu genügen, sein Image als freundlicher Parade-„Geek“ in den Vordergrund zu stellen, auch wenn er daneben zahlreiche persönliche und geschäftliche Interessen verfolgt. Ehrensache, dass er seinen heimischen Schulbezirk mit Computer- und Netzwerksystemen ausrüstet und in einer Segway-Polo-Mannschaft mitspielt.

Auch seinem alten Hackerspezi „Cap’n Crunch“ griff er bei dessen Digitalmedienprojekt en2go unter die Arme. Seit 2009 ist er Chefwissenschaftler bei dem US-Unternehmen Fusion-io, das spezialisierte Halbleiter-Speichersysteme für den Einsatz in Großrechenzentren herstellt.

Zerstritten sind die beiden Apple-Steves nicht, wie Wozniak in seiner 2006 erschienenen Autobiographie „iWoz“ betont. Auf der Liste persönlicher Freunde auf Wozniaks Website fehlt Jobs dann aber doch.

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