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Wenn nichts mehr „wie früher“ schmeckt

Assam im Nordosten Indiens ist die Heimat der besten und berühmtesten Schwarztees der Welt. Doch der Ruf droht zu verblassen - so wie der Geschmack des Tees. Die Teebauern des Bundesstaats sind überzeugt, dass der Klimawandel langsam, aber sicher den Tee geschmacklos macht.

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Laut dem professionellen Teetester L.P. Chaliha braucht man den Tee dazu nicht einmal zu kosten. Allein schon an der Farbe sehe man, dass etwas nicht stimme: „Früher einmal haben wir eine helle starke Tasse zusammengebracht. Das ist vorbei“, wird er von der Nachrichtenagentur AP zitiert. Noch gehe es „nur“ um subtile unangenehme Änderungen im Teegeschmack, aber das sei erst der Anfang.

Zwei Grad Temperaturanstieg in 80 Jahren

Auch der Teefarmer Rajib Barooah zeigte sich „sehr besorgt. Das Renommee von Assam-Tee beruht nur auf seinem intensiven Geschmack.“ Die Branche fordert Studien ein, um die subjektive Beobachtung wissenschaftlich bestätigen zu können. Die indische Regierung müsse sich des Themas dringend annehmen, wird betont. 31 Prozent des weltweit angebauten Tees kommen aus Assam.

Tee wird aber nicht nur schwächer, sondern wohl auch weiterhin teurer werden: Die Ernte sinkt beständig, bei gleichzeitig wachsendem Aufwand der Bauern. Die indische Tea Research Association (TRA) mit ihrer über hundertjährigen Forschungstradition kann das mit Zahlen belegen. Demnach ist die Durchschnittstemperatur in Assam innerhalb der letzten acht Jahrzehnte um zwei Grad Celsius gestiegen.

Ernte von Jahr zu Jahr magerer

Der Temperaturanstieg mag gering scheinen, die Konsequenzen sind verheerend. Das dadurch feuchtere Klima schadet den Pflanzen und lässt zugleich die Zahl der Schädlinge explodieren. Kamen laut der Indian Tea Association aus Assam im Jahr 2007 noch 564.000 Tonnen Tee, waren es 2009 nur noch 487.000 Tonnen und im vergangenen Jahr überhaupt nur 460.000 Tonnen.

Aromastoffe „verheizt“

Was für Tee gilt, gilt jedoch auch für alle anderen Pflanzen - und zwar auf der ganzen Welt. So berichten etwa auch französische Winzer von einer Veränderung mancher Weinaromen. Dass bei manchen Sorten der Alkoholgehalt sinkt, ist zudem bereits wissenschaftlich nachgewiesen.

Erste Untersuchungen legen nahe, dass die hohen Temperaturen die Pflanzen zu schnell reifen lassen und deshalb die Aromen auf der Strecke bleiben. Der oft gehörte Gemeinplatz, dass Obst, Gemüse und - über das Futter - auch tierische Nahrungsmittel „nicht mehr so schmecken wie früher“, mag somit mehr für sich haben als gedacht.

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