„Die Welt schaut zu“
Die vom Hollywood-Star George Clooney mitbegründete Hilfsorganisation Not on Our Watch hat gemeinsam mit dem Internetkonzern Google, der UNO und Anti-Genozid-Organisationen ein besonderes Satellitenprojekt ins Leben gerufen. An der Grenze zum Südsudan sollen vom All aus mögliche Konflikte frühzeitig erkannt werden.
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Das am 15. Jänner beendete Referendum ist einer der wichtigsten Punkte im 2005 festgelegten Friedensvertrag. Die entscheidende Frage ist die Grenzziehung zwischen dem Norden und dem Süden des Landes. Streitpunkt sind die erdölreichen Gebiete im Süden. Bis zuletzt war unklar, ob die herrschende Elite in Khartum eine Abspaltung wirklich anerkennt. Wenn nicht, dürfte es wohl erneut zu bewaffneten Auseinandersetzungen kommen.
Wachsames Auge aus dem All
Um das zu verhindern, hat die Expertengruppe um Clooneys Organisation das Satellite-Sentinel-Projekt ins Leben gerufen. Durch hoch auflösende Echtzeitbilder soll die Grenzregion aus dem All permanent überwacht werden. Die Daten werden dann mit Beobachtungen anderer Hilfsorganisationen, die an Ort und Stelle arbeiten, verglichen und ausgewertet. Besonderes Augenmerk liegt auf Truppenbewegungen und auf Veränderungen unter der Zivilbevölkerung im Hinblick auf Gewaltakte. Die Daten werden von der UNO und Google im Internet veröffentlicht.

AP/UNAMID/Sherren Zorba
George Clooney 2008 bei einem Besuch im Sudan.
„Anti-Genozid-Paparazzi“
Für die Startphase stellte Not on Our Watch 750.000 Dollar (570.000 Euro) zur Verfügung. „Wir wollen, dass potenzielle Kriegsverbrecher und Massenmörder wissen, dass die Welt zuschaut“, erklärte Clooney in einem Statement. „Kriegsverbrechen geschehen meist im Verborgenen. Es ist viel schwieriger, Kriegsgräuel im grellen Licht der Medienaufmerksamkeit zu verüben.“ Die Idee sei ihm schon vor drei Monaten gekommen, erzählte Clooney in einem Interview mit dem „Time Magazine“, als er sich am Ort des Geschehens über die Auswirkungen des Referendums informierte. Er bezeichnete die Aktion als „Anti-Genozid-Paparazzi“.
Hoffen auf weitere Spenden
Clooney selbst setzt sich seit Jahren für die Menschen im Sudan ein. Seit 2006 besuchte er bereits mehrmals das Land, wobei sein Augenmerk bisher vor allem der Situation in Dafur galt. 2007 gründete er gemeinsam mit seinen Schauspielerkollegen Brad Pitt, Matt Damon und Don Cheadle Not on Our Watch. Um die Aktion wie geplant fortführen zu können, hofft Clooney auf weitere Spenden. Denn die Bilder sind teuer, eines alleine kostet 10.000 Dollar.
Gewalt steigt
Schon im Vorfeld des Referendums hat die Gewalt in den Grenzgebieten zugenommen. Noch am Tag vor dem Beginn der Abstimmung gab es einen Anschlag einer Rebellengruppe mit zahlreichen Toten. Vor Weihnachten sagten Anhänger der Oppositionspartei Umma, sie seien von Polizeibeamten verprügelt worden. Am 24. Dezember führte US-Vizepräsident Joe Biden ein Telefonat mit seinem Amtskollegen Ali Osman Mohamed Taha, bei dem er seine Besorgnis über die Gewaltzunahme ausdrückte.
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