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Schuldenkrise bringt Euro unter Druck

Für die europäische Gemeinschaftswährung zeichnet sich auch für das kommende Jahr keine Beruhigung ab. Somit dürfte sich die Berg-und-Tal-Fahrt des Euros auch 2011 fortsetzen. „Die starken Umschwünge in den Einschätzungen der Währung werden noch öfter vorkommen“, sagte Valentin Hofstätter, Devisenexperte der Raiffeisen Zentralbank (RZB), gegenüber der APA.

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Unter Druck kommen könnte der Euro dabei vor allem durch die wieder aufflackernden Diskussionen über die Euro-Schuldenländer und eine bessere wirtschaftliche Entwicklung in den USA. Hofstätter sieht noch kein Ende der Diskussionen über in finanzielle Schwierigkeiten geratene Euro-Länder.

Von den PIIGS-Staaten (Portugal, Irland, Italien, Griechenland, Spanien) dürften die Finanzmärkte nach Griechenland und Irland bald auch die ebenfalls unter hohen Staatsschulden leidenden Länder Portugal und Spanien ins Visier ihrer Spekulationen nehmen, erwartet Hofstätter, denn hinsichtlich einer großen Auffanglösung für in Not geratene Euro-Länder, eines permanenten Euro-Krisenmechanismus, sei materiell noch nichts passiert.

„Für Euro nicht optimistisch“

„Ich bin für den Euro nicht großartig optimistisch“, so der Devisenexperte. Er erwartet eine weitere Abschwächung des Euro-Kurses von derzeit 1,32 auf etwa 1,20 Dollar. Neben den Problemen durch weitere Euro-Schuldenländer dürfte im zweiten Halbjahr die sich verbessernde Wirtschaftslage in den USA den Druck auf die europäische Währung verstärken.

Im Herbst sollte auch wieder über eine Anhebung der US-Leitzinsen nachgedacht werden. Für die Währungshüter in Europa, die Europäische Zentralbank (EZB), würde ein Kurs von 1,20 Dollar aber kein Problem darstellen. Für die PIIGS-Staaten wäre ein schwächerer Euro sogar von Vorteil, und Inflationsdruck gebe es in der Euro-Zone auch keinen, so Hofstätter.

Schweizer Franken profitierte

Sehr auffällig hat sich 2010 auch der Schweizer Franken bewegt. Er hat wie Gold von seiner Funktion als sicherer Hafen profitiert und ist deutlich stärker geworden - gut für Besitzer von Franken-Wertpapieren, schlecht für ausländische Franken-Kreditnehmer. War der Euro zu Jahresbeginn noch etwa 1,50 Franken wert, sackte er bis Jahresende auf 1,26 ab. Und ein Ende des Absturzes ist noch nicht in Sicht.

Erst vor wenigen Wochen warnte der Chef der Schweizer Nationalbank (SNB), Philipp Hildebrand, laut Medienberichten den Schweizer Bundesrat vor einem weiteren Absturz des Euros auf 50 Rappen, sollte sich die Schweiz nicht an Euro-Hilfskrediten beteiligen. Die Schweiz müsse sich über einen Kredit in der Höhe von 16,5 Milliarden an der Hilfe beteiligen, und zwar schnellstmöglich, so der SNB-Chef. Die SNB hat das bisher offiziell weder dementiert noch bestätigt.

Angst vor Zerfall der Euro-Zone

Das zu Ende gehende Jahr 2010 hatte der Euro sehr stark begonnen, für einen Euro bekam man zu Jahresbeginn noch 1,45 Dollar, ein Preis, der im gesamten Jahresverlauf nicht mehr erreicht werden sollte. Wachsende Sorgen um hoch verschuldete Euro-Länder und den Zerfall der Euro-Zone führten zu einem jähen Absturz des Wechselkurses zum Dollar auf etwa 1,20.

Erst eilig beschlossene Rettungsmaßnahmen für das hoch verschuldete Griechenland führten den Euro-Kurs wieder auf 1,32 Dollar zurück. Nach einem weiteren Einbruch im August habe im Herbst die Stimmung um 180 Grad gedreht, als die US-Notenbank durch ihre Politik des leichten Geldes beschlossen habe, den Dollar „wegzuinflationieren“, wie Hofstätter sagt. Damals habe der Euro von einem noch schwächeren Dollar profitiert.

Erst gegen Jahresende - ab Anfang November - kam der Euro erneut deutlich unter Druck, diesmal durch die immer stärker werdenden Sorgen um die finanzielle Lage von Irland, das schließlich als erstes Land unter den neu aufgespannten Euro-Rettungsschirm gestellt wurde.

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