Vom Aushängeschild zur Verstoßenen
Aufgrund ihrer nordafrikanischen Wurzeln galt Rachida Dati lange Zeit als Aushängeschild der französischen Regierung und als Lieblingsministerin von Präsident Nicolas Sarkozy. Sie war ein Beispiel für Sarkozys „Politik der Öffnung“ zu Frankreichs Randgruppen.
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Kritik musste sie aber von Anfang an einstecken – wegen einer umstrittenen Justizreform, wegen ihrer glamourösen Auftritte, wegen der Geburt ihres unehelichen Kindes. Schon am fünften Tag nach der Geburt arbeitete sie wieder. Das brachte ihr Kritik von den Sozialisten sowie auch eine Steigerung ihrer Popularität ein. Sie galt allerdings auch als Schwachpunkt der Regierung, weil sie wegen ihres autoritären Auftretens bei den Justiz – und Anwaltsverbänden auf heftige Gegenwehr stieß.
Familienstreit wegen Schwangerschaft?
Sarkozy stand zunächst immer hinter ihr, nahm sie sogar in den Urlaub mit und lud Dati auch zu Silvester zur Feier im Familienkreis ein. Vergangenes Jahr fiel sie in Ungnade. Sie musste ihren Posten als Justizministerin räumen, stattdessen wurde sie auf Wunsch Sarkozys als Abgeordnete ins Europäische Parlament geschickt. Jegliches Sträuben Datis half nichts.
Heftig spekuliert wurde über die Gründe. Offiziell wurden ihr autoritärer Führungsstil und ihr Hang zum Luxus als Ursache genannt. Hinter den Kulissen wurde aber über einen familiären Streit mit Sarkozy gemunkelt. Auslöser soll Datis Schwangerschaft gewesen sein – sie weigerte sich vehement, den Vater des Kindes zu nennen. Als möglicher Kandidat wurde immer wieder auch Sarkozys jüngerer Bruder Francois genannt. Er soll zumindest nach der Entbindung im Jänner 2009 im Spital gesehen worden sein.
Späte Rache?
Für ihren Rauswurf aus der Regierung soll sich Dati gerächt haben. Ihr wurde vorgeworfen, hinter den im Frühling verbreiteten Gerüchten über das Eheleben von Sarkozy und Carla Bruni und deren außereheliche Affären zu stecken. So soll etwa Bruni eine Affäre mit dem Sänger Benjamin Biolay gehabt haben, Sarkozy soll in den Armen der damaligen Umweltstaatssekretärin und heutigen Sportministerin Chantal Jouanno Trost gefunden haben.
Dati dementierte jegliche Verwicklung. Allerdings strich Sarkozy Dati nur wenig später auf einen Schlag alle Privilegien, darunter ihren Wagen samt Fahrer und Leibwächter.
Fellatio statt Inflation
Dati sorgte immer wieder für Aufsehen. Erst im September erregte sie mit einem Interviewmitschnitt Heiterkeit. Sie hatte Inflation mit Fellatio, einer Form von oralem Geschlechtsverkehr, verwechselt. Als Europaabgeordnete kritisierte sie im Interview ausländische Investmentfonds und sagte: „Wenn ich sehe, dass manche von ihnen eine Rentabilität von 20 bis 25 Prozent fordern, und das bei einer mickrigen Fellatio …“ Nachdem das Video im Internet verbreitet wurde, reagierte Dati via Facebook: Es könne jedem passieren, zu schnell zu sprechen. Es sei enttäuschend, dass das alles sei, was von ihrer politischen Botschaft übrig bliebe.
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