Atout für Präsidentschaftswahlkampf
Eigentlich ist die Präsidentschaft der Gruppe der wichtigsten Industriemächte (G-8) eine Ehre, die weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit bleibt. Aber im Jahr 2011 dürfte sich das ändern. Denn dann führt Frankreich die G-8, parallel zur Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20).
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Und Staatspräsident Nicolas Sarkozy ist nicht der Typ, der seine Arbeit im Verborgenen macht. „Mit Ehrgeiz“ gehe Frankreich an seine internationale Doppelpräsidentschaft heran, sagte der umtriebige 55-Jährige bereits im August vor Botschaftern. Für Sarkozy hängt von seinem großen Auftritt auf internationalem Parkett viel ab. Schließlich will er 2012 wiedergewählt werden, auch wenn er seine Kandidatur noch nicht offiziell angekündigt hat.
Derzeit liegt seine Beliebtheit in Umfragen bei nur 30 Prozent, tiefer als bei allen seinen Amtsvorgängern. Für den Fall, dass es zu einem Duell mit dem Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), dem früheren sozialistischen Wirtschafts- und Finanzminister Dominique Strauss-Kahn, kommt, sagen die Umfragen für Sarkozy nur 41 Prozent und 59 Prozent für dessen Gegenspieler voraus.
Mit Währungspolitik punkten
Doch Sarkozy hofft, vor allem im Bereich der Währungspolitik punkten zu können, die eigentlich Strauss-Kahns Domäne ist. Die Reform des vom Dollar dominierten Weltwährungssystems ist eine seiner Prioritäten für die Doppelpräsidentschaft. „Die Bilanz von Nicolas Sarkozy bei der Reform der Weltwirtschaftsregierung wird mit der von Strauss-Kahn an der Spitze des IWF verglichen werden“, sagte der Finanzmarktexperte Olivier Cattaneo bereits im Frühjahr voraus.
Schon einmal war es Sarkozy gelungen, durch eine internationale Präsidentschaft die Franzosen hinter sich zu bringen. Das war im zweiten Halbjahr 2008, als Frankreich die EU-Ratspräsidentschaft innehatte und Sarkozy sich als Vermittler im Georgien-Konflikt profilieren konnte. Ein Krieg im fernen Kaukasus ist allerdings wohl eher zur Profilierung geeignet als die sperrigen Währungsprobleme oder der Rohstoffmarkt, Sarkozys zweites Schwerpunktthema.
Intensivierte Reisediplomatie
Der Präsident setzt auf Reisen und enge Kontakte zu den wichtigsten Mitstreitern, um seine Doppelpräsidentschaft zum Erfolg zu führen. Im November empfing er den chinesischen Staats- und Parteichef Hu Jintao, im Dezember reiste Sarkozy nach Indien, und im Jänner soll eine Afrika-Reise folgen. Außerdem weiß er Deutschland neben sich, mit dem Frankreich eng zusammenarbeiten will. So soll Ex-Bundespräsident Horst Köhler, auch ein früherer IWF-Chef, Sarkozy in Finanz- und Währungsfragen beraten.
Ob seine diplomatischen Bemühungen seine Popularität in der Heimat steigern, wird sich zeigen. „Er möchte sich durch die G-20 neu aufstellen, aber selbst wenn er ein hervorragender G-20-Präsident ist, werden die Auswirkungen in Frankreich fast bei null liegen“, sagt ein ehemaliger sozialistischer Minister.
Gipfeltreffen für schöne Fotos
Immerhin kann sich der Präsident zusammen mit seiner Frau Carla Bruni gleich zweimal bei Gipfeltreffen als Gastgeber in Szene setzen. Im Juni lädt Sarkozy die G-8 nach Deauville in der Normandie. Der mondäne Badeort gab schon im Oktober den Hintergrund für schöne Fotos ab, als der Präsident sich mit Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem russischen Präsidenten Dimitri Medwedew traf.
Und noch glamouröser dürfte es im November werden, wenn die G-20-Staatenlenker in der südfranzösischen Filmmetropole Cannes zusammenkommen. Die glanzvolle Kulisse soll auch den Gastgeber erstrahlen lassen.
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