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Zum zweiten Mal Premier

Bei der Wahl 2006 konnte er sich gegen Ministerpräsident Ferenc Gyurcsany nicht durchsetzen, im April dieses Jahres ist dem ehemaligen Premier und Chef der rechtskonservativen Oppositionspartei Ungarischer Bürgerbund (FIDESZ-MPSZ), Viktor Orban, ein Erdrutschsieg geglückt.

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Weit über die Hälfte der Wähler entschieden sich für den rechtkonservativen Politiker - und verpassten dem Land damit einen deutlichen Ruck nach rechts. Die Karriere des 1963 geborenen Orban war von Jugend an eng mit der Politik verbunden.

Schon in Studentenzeit politisch aktiv

Orban war bereits in den 80er Jahren als Jusstudent politisch aktiv und 1988 eines der Gründungsmitglieder des Bundes Junger Demokraten (FIDESZ). Landesweite Bekanntheit erreichte er im Juni 1989, als er in seiner Rede bei der Trauerfeier für den 1958 hingerichteten Ministerpräsidenten Imre Nagy, den Regierungschef zur Zeit der Revolution von 1956, den Abzug der sowjetischen Truppen aus dem Land forderte. Die Jungdemokraten zogen bei der ersten freien Wahl 1990 als bunte, liberal geprägte Truppe in das Parlament ein. Orban hoffte auf die Unterstützung der breiten Masse und unterzog seine Partei einer radikalen Kursänderung.

Konservativ und nationalistisch

Sein Auftreten und seine Rhetorik wurden professioneller. Ab Mitte der 90er Jahre schlug die Partei einen zunehmend konservativen Kurs ein. Nach dem Sieg der Sozialisten und der verheerenden Niederlage des Demokratischen Forums bei der Parlamentswahl 1994 organisierte Orban die politische Rechte neu. Aus dem liberalen und jugendlich-dynamischen FIDESZ wurde eine konservative, nationalbewusste Partei, die um eine Wählerschaft von der Mitte bis weit nach rechts kämpft. Bereits 1995 fügte Orban dem Parteinamen den Zusatz „Ungarischer Bürgerbund“ hinzu.

Personenkult aufgebaut

Orban präsentierte sich als ernsthafter Politiker und Staatsmann, betonte die Wichtigkeit seiner kinderreichen Familie und zeigte sich, obwohl calvinistisch getauft, öfters bei katholischen Messen und im Kreis kirchlicher Würdenträger. Der Kurswechsel des FIDESZ hatte Erfolg. 1998 erreichte Orban den bisherigen Höhepunkt seiner Karriere: Er wurde Ungarns Ministerpräsident.

Kritik an Umgang mit extremer Rechter

Kritiker warfen der Partei in diesen Jahren und besonders im Wahlkampf 2002 eine ausschließliche Konzentration auf die „Führerfigur“ Orban vor und bezichtigten den Parteichef der populistischen Rhetorik. Sorgen bereiteten dem politischen Gegner die oft aggressive Rhetorik des Politikers und seine zuweilen fehlende Abgrenzung gegenüber der extremen Rechten.

Auch bei seinem zweiten Antritt als Premierminister setzt er auf Nationalismus und den Mythos des Vertrags von Trianon, der die Grenzen Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg zog. Bis heute gilt er als „Unrechtsvertrag“ für Ungarn. Ihm zur Erinnerung führte Orban sogar einen Trianon-Gedenktag ein.

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