Wirbel um Politverstrickungen
Als Herbert Kaufmann im Oktober 1999 Chef der börsennotierten Flughafen Wien AG wurde, hatten gerade zwei frühere Flughafenvorstände vorzeitig ihre Ämter niedergelegt - ebenfalls nach Rechnungshof-Kritik an der Vergabe von Bauprojekten. Doch sowohl der SPÖ-nahe Kaufmann als auch sein „schwarzer“ Vize Ernest Gabmann betonten noch Anfang Dezember, ihre laufenden Verträge weiter erfüllen zu wollen.
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Die Kostenexplosion beim Terminalneubau und interne Konflikte lähmten das Management schon monatelang. Wer freundlich sein will, spricht von „Pattstellung“, die meisten anderen von Intrigen.
„Modernster Terminal Europas“
Er wolle seinen Vertrag „auf jeden Fall bis 2014 erfüllen“, sagte Kaufmann Anfang Dezember der Tageszeitung „Österreich“. Einmal mehr wehrte er sich gegen die Darstellung des Flughafens als Skandalunternehmen. Natürlich seien Fehler passiert. „Aber es ist falsch zu sagen, wir hätten eine Mrd. Euro quasi verspielt. Zuallererst wird es mit Skylink den modernsten Terminal in Europa geben. Und darüber hinaus ist Skylink auch beim jetzigen Budget wirtschaftlich, was auch der Rechnungshof bestätigt.“ Zu einer Verdoppelung des Skylink-Budgets von ursprünglich 400 Mio. Euro werde es im Übrigen nicht kommen. „Vom jetzigen Standpunkt kostet Skylink unter 800 Mio. Euro.“
„Kein Grund für Ablöse“
Gabmann wollte trotz Verdoppelung der Baukosten für den Skylink keine eigenen Fehler entdecken und hielt an seinen Gehaltsansprüchen fest. Für einen Rücktritt sah er im „Kurier“ keinen Grund, auch glaubte er nicht, dass ihn sein Förderer, Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP), fallenlässt. Für eine vorzeitige Ablöse gebe es „keinen Grund“, die Kostengrenze von 830 Mio. Euro werde „mit Sicherheit“ unterschritten.
Er wolle daher seinen Vertrag bis 2014 „selbstverständlich“ erfüllen. Ob er als Empfänger einer Politikerpension auf Teile der kolportierten 1,5 Mio. Euro Anfertigung verzichten würde, verneint der ehemalige ÖVP-Spitzenpolitiker aus Niederösterreich. „Das diskutiere ich nicht, weil es keinen inhaltlichen Grund dafür gibt“, wird Gabmann zitiert.
Gabmann war ÖVP-Vizelandeshauptmann
Kaufmann (60), Gabmann, ebenfalls 60, und Technikvorstand Gerhard Schmid (53) haben eines gemeinsam: aus der Politik gekommen zu sein. Gabmann hat als einstiger ÖVP-Vizelandeshauptmann in Niederösterreich die längste Politkarriere hinter sich. Die Vorstände waren erst 2009 auf fünf Jahre verlängert worden, was schon damals heftig umstritten war.
Für seinen Job als Flughafen-Vorstandssprecher hat Kaufmann auf sein Mandat als SPÖ-Politiker verzichtet. Er war Wirtschaftssprecher im niederösterreichischen Landtag und saß auch fünf Jahre im Nationalrat. Seine Karriere begann er nach der HTL und dem Studium der Volkswirtschaft als Techniker in in- und ausländischen Firmen und dann in der AK Niederösterreich, wo er 1985 zum Kammerdirektor wurde und das bis zu seinem Wechsel zum Flughafen auch blieb.
Nicht das erste Köpferollen
Kritik an politisch motivierter Postenbesetzung wies er zu Beginn seiner Airport-Karriere kategorisch zurück: Für politisch Aktive dürfe es kein Berufsverbot in der Wirtschaft geben. In der Folge wurde er jahrelang auch immer für SPÖ-nahe Besetzungen im Infrastrukturbereich gehandelt, darunter für ÖBB und ÖIAG - aber nur bis das rot-schwarze Ränkespiel um die Führung des Flughafens eskalierte und der Skylink den Chef unter Dauerfeuer setzte.
Die Kostenexplosion beim Erweiterungsbau in Schwechat hatte im Frühjahr 2009 schon den damals verantwortlichen schwarzen Vorstand Christian Domany das Amt gekostet. Statt seiner wurde, bevor es überhaupt einen Aufsichtsratsbeschluss dazu gab, der Politiker Gabmann als Flughafenvorstand eingesetzt.
Aus der Landesregierung zum Flughafen
Gabmann führte bis zu seinem Eintritt in die Landesregierung 1984 die Geschäfte der familieneigenen Baustoff- und Mineralölhandelsfirma. Er war ÖVP-Abgeordneter zum niederösterreichischen Landtag, bevor er in der Landesregierung mit dem Wirtschaftsressort betraut wurde. Im Dezember 2004 wurde er stellvertretender Landeshauptmann. Im Februar 2009 kam seine überraschende Kür zum Flughafen-Vorstand. Dort zog er bald nach seinem Eintritt mit einem befristeten Terminalbaustopp erst einmal die Reißleine, legte sich aber bald intern mit zahlreichen anderen Entscheidungsträgern in der Zentrale an.
Der jüngste der drei Vorstände, Technikchef Schmid, heuerte nach dem HTL-Abschluss (Maschinenbau) 1978 zunächst bei der Böhler AG an. 1979 wechselte er zur Gemeinde Wien. Anfang der 80er Jahre absolvierte er beim Magistrat Wien einige Stationen (u. a. Technik/Verkehr) und wurde 1987 Bürochef des damaligen SPÖ-Bürgermeisters Helmut Zilk. Zum Flughafen wechselte er 1993. In den ersten Jahren leitete er die Revision, 1997 wurde er Technikleiter und ist seit 1999 auch als Airport-Vorstand für die Technikagenden zuständig.
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