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„Hätte katastrophal sein können“

Das Selbstmordattentat, das am Samstag gegen 17.00 Uhr Stockholms Innenstadt erschüttert hat, ist laut einem Bekennerschreiben nur der Beginn einer Anschlagsserie gewesen. Fraglich ist, ob es sich dabei um eine Behauptung des getöteten Einzeltäters handelte - oder Europa tatsächlich einen Terrorfeldzug fürchten muss.

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Nach dem Willen des oder der Terroristen hätten zwei Anschläge rund um Stockholms beliebte Einkaufsstraße Drottninggatan eine Vielzahl von Menschenleben fordern sollen. Die Explosion eines mit Gasflaschen beladenen Autos forderte jedoch wie durch ein Wunder keine Opfer, und ein darauf folgender Selbstmordanschlag tötete wegen technischen Versagens des Bombengürtels nur den Attentäter.

Fünf Bomben zündeten nicht

Die beiden Explosionen ereigneten sich rund 200 Meter entfernt voneinander. Bei der ersten Explosion in einem Auto wurden zwei Menschen leicht verletzt, die daraufhin im Krankenhaus behandelt werden mussten. Das Auto und ein zweiter Wagen standen nach der Explosion in Flammen. Zwei Minuten später traf bei der Polizei ein zweiter Notruf ein. Am Ort der zweiten Explosion in der Bryggergatan fand die Polizei einen Toten.

Forensiker untersuchen den Tatort in Stockholm.

APA/EPA/Fredrik Persson

Forensiker untersuchen den Tatort.

Laut Medienberichten sprengte sich dort ein Mann in die Luft, nachdem er „etwas auf Arabisch gerufen“ hatte. Laut der Zeitung „Aftonbladet“ trug der mutmaßliche Täter sechs miteinander verbundene Rohrbomben, von denen nur eine explodierte. Techniker untersuchten demnach die Taschen des Toten mit Hilfe von Robotern. Auf den Röntgenbildern war neben dem Sprengstoff eine große Menge Nägel zu sehen.

Minister bestätigte Attentat per Twitter

„Aus irgendeinem Grund wurden die Kabel zwischen den Ladungen zerrissen, so dass nur eine der Rohrbomben explodierte“, hieß es in dem Bericht. „Es sieht so aus, als ob der Mann etwas getragen hätte, das in seinem Bauch explodiert ist“, sagte ein Rettungssanitäter gegenüber der Zeitung „Dagens Nyheter“. „Ich habe ein Palästinenser-Tuch von seinem Gesicht entfernt, um seine Atemwege zu frei zu machen. Aber es war zu spät.“

Die Leiche des Mannes lag auch in der Nacht noch am Tatort. Das explodierte Auto werde ebenfalls noch untersucht, sagte Polizeisprecher Kjell Lindgren. Ansonsten hüllen sich Polizei und Geheimdienst jedoch in Schweigen - zum Unterschied von Schwedens Außenminister Carl Bildt, der noch am Samstagabend über den Mitteilungsdienst Twitter von einem gescheiterten und „sehr beunruhigenden Versuch“ eines Anschlags sprach und hinzufügte: „hätte wahrhaft katastrophal sein können“.

„Nun werden eure Kinder sterben“

Zum Zeitpunkt von Bildts Twitter-Mitteilung hatten landesweit bereits Medien berichtet, dass vor den Anschlägen auch ein Bekennerschreiben bei der Polizei und der Nachrichtenagentur TT eingegangen war. Selbst das wollten die Behörden erst in der Nacht auf Sonntag bestätigen. Darin wurde wegen Schwedens Militäreinsatz in Afghanistan und den Mohammed-Zeichnungen des schwedischen Cartoonisten Lars Vilks mit Terror gedroht.

TT erhielt nach eigenen Angaben zehn Minuten vor den Explosionen Nachrichten in Arabisch und Schwedisch, die vor einer nicht näher benannten „Aktion“ warnten. „Nun werden eure Kinder, eure Töchter und eure Schwestern sterben, so wie unsere Brüder, Schwestern und Kinder sterben“, hieß es demnach in der Botschaft, in der die „Mudschaheddin“ (islamischen Kämpfer) in Schweden und Europa zum Aufstand aufgerufen werden.

Offensichtlich gibt es auch eine Tonaufnahme, in der es heißt: „Unsere Taten werden für sich sprechen, solange Ihr Euren Krieg gegen den Islam sowie die Demütigung des Propheten nicht beendet und Eure dumme Unterstützung für das Schwein Vilks.“ Laut - allerdings widersprüchlichen - Meldungen könnte in den Botschaften außerdem ein Verweis darauf enthalten sein, dass sich angebliche Drahtzieher der Anschläge bereits in den Nahen Osten abgesetzt hätten.

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