65 Euro Strafe drohen
Mit dem Fahrplanwechsel ist es auf den Bahnstrecken der ÖBB im Nahverkehr zu einer Änderung gekommen: Bahnkunden müssen ihre Tickets schon vor Antritt der Fahrt erwerben. Ein Kauf der Fahrkarte im Zug ist nicht mehr möglich. Im Fernverkehr können Fahrgäste ihre Fahrkarte nach wie vor beim Zugbegleiter kaufen.
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Das Zusteigen ohne Fahrkarte ist künftig im Nahverkehrsbereich nur noch in Stationen erlaubt, in denen es weder einen Ticketautomaten noch eine Personenkasse gibt. In diesem Fall muss der Fahrgast umgehend zum Zugbegleitteam oder zum Ticketautomaten im Zug - dieser befindet sich an einem der Zugenden - gehen und einen Fahrschein erwerben. Wer ohne gültige Karte angetroffen wird, muss eine Gebühr von 65 Euro bezahlen.
Senioren: „Strafaktion“
Für Senioren und Interessierte haben die ÖBB zwar angekündigt, kostenlose Infotouren an den Fahrkartenautomaten durchzuführen, das dürfte Kritikern jedoch zu wenig sein: Der Seniorenrat bezeichnete die Änderung als „Strafaktion“. Die Automaten seien „kompliziert“ und „oft defekt“.
„Mit dieser kundenfeindlichen Maßnahme vertreiben die ÖBB ihre Kunden. Dies ist umso unverständlicher, als die ÖBB jeden Fahrgast dringend benötigen und gerade ihre treuesten Kunden, die Pensionistinnen und Pensionisten, davon besonders betroffen sind“, hieß es von den beiden Präsidenten Andreas Khol (ÖVP) und Karl Blecha (SPÖ).
AK fordert Entschärfung
Ähnliche Kritik kommt von der Arbeiterkammer (AK): „Zahlungsbereiten Nahverkehrskunden“ drohten Strafzahlungen wegen defekter Fahrkartenautomaten oder langer Schlangen vor dem Automaten, so AK-Präsident Herbert Tumpel. Dass die Beweislast in dem Fall beim Kunden liege, erntet von Tumpel heftige Kritik. „Die Bahn muss hier viel kundenfreundlicher mit ihren besten Stammkunden, den Pendlern, umgehen.“ Er forderte mehr Kulanz und eine Entschärfung der Regelung.
65 Prozent kaufen Tickets am Automaten
Schon derzeit kaufen laut ÖBB österreichweit 65 Prozent aller Fahrgäste ihre Fahrkarten bei Automaten, in der Ostregion seien es sogar 78 Prozent. Außer beim Fahrkartenautomaten können Tickets auch via Internet sowie per Telefon und SMS geordert werden. Beim Ticketverkauf über Handys verzeichnet der Konzern derzeit die stärksten Zuwächse. Die Bezahlung erfolgt dabei über die Rechnung des Mobiltelefonanbieters. Auch die Ticketbestellung via Handy muss jedoch ab Sonntag vor Abfahrt des Zuges erfolgen.
Zugbegleiter soll es weiterhin auch auf den Strecken mit Selbstbedienung im Nahverkehr geben. Ihre Aufgabe werde sich jedoch vom Ticketverkauf in Richtung Kundenservice und Kontrolltätigkeit entwickeln. Die ÖBB beförderten im Vorjahr 453 Millionen Fahrgäste sowie 120,3 Millionen Tonnen Güter.
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