Kontakte zur Wiener Avantgarde
Der 1895 in Vsechovice (Tschechien) geborene Architekt Bohuslav Fuchs studierte nach dem Besuch der Brünner Baugewerbeschule in Prag an der Akademie der bildenden Künste bei Jan Kotera, einem Schüler von Otto Wagner, in dessen Büro er nach seinem Diplom auch zwei Jahre arbeitete.
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1923 kehrte er nach Mähren zurück und ließ sich in Brünn nieder. Vorerst war er im Rahmen des Stadtbauamtes als Architekt tätig, 1929 gründete er ein eigenständiges Bauatelier. Zahlreiche Entwürfe und Bauten – eigenverantwortlich bereits als beamteter Architekt – entstanden, er konnte in kurzer Zeit auch sein eigenes, heute bekanntes Haus errichten.
Parallel zur Bautätigkeit pflegte Fuchs auch internationale Kontakte zur Fachwelt. Er nahm unter anderen an den mittlerweile legendären CIAM-Kongressen (Congres Internationaux de l’Architecture Moderne) als Vertreter der Tschechoslowakei (zusammen mit Frantisek Kalivoda) teil und pflegte in der Folge regen Kontakt mit Le Corbusier und anderen Spitzenvertretern der klassischen Moderne Europas.
Mitglied mehrerer Künstlergruppen
In seinem eigenen Land war er u. a. ab 1928 Mitglied der Künstlergruppe Manes, der noch heute bestehenden Organisation der bildenden Künstler, und der von Karel Teige begründeten, linken Avantgardegruppe Devetsil.
Mit den Inneneinrichtungen vieler seiner eigenen Bauten und dem zeitweisen Betrieb eines Einrichtungshauses und einer Textilfirma hat sich Fuchs auch in die Tradition der gehobenen Möbelkultur eingeschrieben. Neben diesen Aktivitäten beschäftigte er sich auch mit Planungen größeren Maßstabs: Mit vielen oft auch umgesetzten Städtebauentwürfen sowie Landes- und Regionalplanungen trug er auch zur planerischen Neustrukturierung Mährens und seiner Städte bei.
Kaum Publikationen über sein Werk
Die Rezeption seines Werkes ist durch das Fehlen einer grundsätzlichen Aufarbeitung erschwert: Nur wenige Publikationen mit einer Werkauswahl – zumeist in tschechischer Sprache – behandeln bisher sein Werk (1930 von Zdenek Rossmann; 1966 von Zdenek Kudelka, 1985 von Milos Crhonek; zuletzt 1986 von Mihaly Kubinsky). Die Beschäftigung auf internationalem Niveau findet durch regelmäßig stattfindende Exkursionen bzw. Artikel in diversen Zeitschriften und durch Beteiligungen an Ausstellungen über den „Brünner Funktionalismus“ statt.
Seit den 1950er Jahren gab es auch zahlreiche direkte Kontakte der damaligen Wiener Avantgarde (Achleitner, Arbeitsgruppe 4 und Hans Puchhammer) nach Brünn zu Fuchs. Als 1967 die Ausstellung „Tschechoslowakische Architektur im 20. Jahrhundert“ in der Wiener Secession gezeigt wurde, nahm er die Einladung der Österreichischen Gesellschaft für Architektur an, diese zu eröffnen. Im September desselben Jahres folgte dann eine Exkursion der Wiener nach Brünn, wo Fuchs zu den Bauten führte. Am 18. September 1972 verstarb Fuchs in Brünn.
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