„Kein Interesse, ein toter Held zu sein“
Drei Tage vor seinem Tod gab John Lennon sein letztes großes Interview. Allerdings wurden davon nur Bruchstücke veröffentlicht. Erst zum 30. Todestag, vor genau fünf Jahren, erschien in der US-Ausgabe des Musikmagazins „Rolling Stone“ die komplette Mitschrift des dreistündigen Gesprächs.
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In der Unterhaltung mit dem Journalisten Jonathan Cott rechnete Lennon mit seinen Kritikern ab und sprach über seine Zukunftspläne. „Seine Worte waren fröhlich, lebendig und hoffnungsvoll und subversiv und ohne Angst“, sagte Cott in einem Interview am Dienstag.
Lennon warf den Musikkritikern in dem Gespräch vor, sie würden sich ein Bild der Künstler erschaffen und dieses anbeten. „Sie mögen Leute nur, wenn sie sich auf dem Weg nach oben befinden“, urteilte er weiter. Er aber könne diesen Weg nicht wieder beschreiten. „Sie wollen tote Helden, wie Sid Vicious und James Dean“, diagnostizierte er weiter. „Ich habe kein Interesse daran, ein toter Held zu sein. Also vergiss sie. Vergiss sie“, sagte er.
Kein guter Spielkamerad
Lennon äußerte sich aber auch über seine Zukunftspläne und gab Einblicke in sein Privatleben. Er versuche, ein guter Vater zu sein und eine Beziehung zu seinem Sohn Sean aufzubauen, auch wenn er kein guter Spielkamerad sei, sagte der Ex-Beatle. Auch über seine Beziehung zu seiner Frau Yoko Ono sprach er.
„Ich habe mir zwei Menschen ausgesucht, mit denen ich zusammenarbeite: Paul McCartney und Yoko Ono. Das ist keine schlechte Auswahl.“ Darüber hinaus sprach der damals 40-Jährige darüber, was er noch erreichen wolle - voller Optimismus.
Vergessenes Band
Ursprünglich nahm Cott das Interview für eine Titelgeschichte über Lennons und Onos gemeinsames Album „Double Fantasy“ auf. In der Aufregung nach dem Attentat geriet das Band aber offenbar in Vergessenheit. Erst rund um den 30. Todestag sei er beim Ausräumen eines Kastens wieder auf die alten Aufnahmen gestoßen. „Das ist schon so etwas wie ein Wunder, dass das Band die 30 Jahre unbeschadet überstanden hat“, sagte Cott. „Und dann auf einmal die Stimme von dem Kerl. Total lebendig. Das hat mich einfach so inspiriert, dass ich das Gefühl hatte, dass ich wirklich das ganze Ding transkribieren sollte.“
Nekesa Mumbi Moody, AP
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