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Flugverkehr normalisiert sich langsam

Spanien wird die Fluglotsen zur Rechenschaft ziehen, die den Luftverkehr mit einem „wilden“ Streik 24 Stunden lang lahmgelegt hatten. „Der Ausstand wird Konsequenzen haben“, sagte Innenminister Alfredo Perez Rubalcaba in der Nacht auf Sonntag in Madrid. Der Luftverkehr in Spanien dürfte sich erst am Montag wieder vollständig normalisieren.

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Der Innenminister versicherte, dass sich ein Chaos wie am Freitag und Samstag auf den spanischen Flughäfen nicht wiederholen werde. Erst am Samstagnachmittag starteten auf den Großflughäfen von Madrid, Barcelona, Palma de Mallorca und den Kanarischen Inseln wieder Maschinen. Aber bei den Flügen gab es beträchtliche Verspätungen. Nach Angaben des Ministers sei zur völligen Wiederherstellung der Normalität eine Frist von 48 Stunden erforderlich.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Die Staatsanwaltschaft in der spanischen Hauptstadt leitete unterdessen Ermittlungen gegen die Teilnehmer des Streiks. Die Flughafengesellschaft AENA leitete Disziplinarverfahren gegen die Lotsen ein. Mehrere Organisationen erstatteten Strafanzeige.

Die spanischen Lotsen hatten am Freitagabend spontan die Arbeit niedergelegt. Die spanische Regierung rief daraufhin am Samstag erstmals seit dem Ende der Franco-Diktatur (1939-1975) den Alarmzustand aus. Das Militär übernahm die Gewalt über die Kontrolltürme. Den Lotsen wurde damit gedroht, sie nach Militärrecht zu langen Haftstrafen zu verurteilen, wenn sie den Streik nicht beenden sollten.

„Wir lassen uns nicht erpressen“

„Wir lassen uns von den Lotsen nicht erpressen“, betonte der Innenminister nach einem Krisenkabinett in Madrid. Auch die Lotsengewerkschaft USCA rief „eindringlich“ dazu auf, den Dienst wieder aufzunehmen. Mit Beginn der Nachmittagsschicht nahmen die Fluglotsen daraufhin den Dienst wieder auf. Bei einer Fortsetzung des Ausstandes hätten ihnen Schnellverfahren vor Militärgerichten und Haftstrafen von bis zu 15 Jahren gedroht. Der Luftraum über Spanien konnte wieder geöffnet werden.

Passagiere warten am Flughafen

APA/EPA/Kai Foersterling

Wartende Passagiere auf dem Flughafen Valencia

Der Ausstand traf in Spanien mehr als 600.000 Passagiere und wirkte sich in ganz Europa aus. Auf dem Madrider Flughafen hatten Iberia und mehrere andere Linien alle Flüge bis Sonntag abgesagt. Auf den spanischen Airports waren für Samstag 4.300 Flüge vorgesehen gewesen. Davon wurden mehr als die Hälfte gestrichen. Am Vortag waren wegen des Lotsenstreiks mehr als 2.000 Flüge ausgefallen.

Passagiere wütend

Tausende von Passagieren hatten die Nacht in den Wartehallen der Flughäfen in Madrid, Barcelona und auf Mallorca verbracht. Das Chaos wurde dadurch vergrößert, dass viele Spanier am Freitag in ein langes Wochenende aufbrechen wollten. Am Montag ist ein Nationalfeiertag in Spanien. Auch der Mittwoch ist für die meisten Spanier arbeitsfrei.

Die Passagiere zeigten für den Streik wenig Verständnis: In einem Hotel auf dem Madrider Flughafen, in dem die Streikführer über ihre Strategie berieten, kam es beinahe zu Handgreiflichkeiten zwischen Lotsen und gestrandeten Passagieren. „Ihr habt uns unsere Ferien versaut“, bekamen die Streikenden zu hören. „Ihr solltet alle entlassen werden.“

Die Tourismusbranche beklagte, dass ihr durch das Chaos Verluste in Millionenhöhe entstanden seien. Außerdem habe der Streik dem Ruf Spaniens als Reiseland enormen Schaden zugefügt.

Streitpunkt Dienstzeiten

Die Lotsen hatten mit dem Streik auf einen Beschluss der Regierung reagiert, die eine neue Regelung für die Dienstzeiten eingeführt hatte. Madrid will außerdem die Großflughäfen in Madrid und Barcelona einem privaten Management unterstellen.

Spaniens Lotsen gelten als die bestbezahlten in Europa. Ihre Gehälter werden auf fast 30.000 Euro im Monat beziffert. Die üppigen Einkommen gehen vor allem darauf zurück, dass die Fluglotsen bisher nur 1.200 Stunden im Jahr Dienst tun mussten und darüber hinaus teuer bezahlte Überstunden leisten konnten.

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