Streng geheime Mission
Nach seinem sieben Monate dauernden Testflug im All ist ein geheimnisumwittertes unbemanntes Shuttle der US-Luftwaffe wieder auf der Erde. Das „Orbital Test Vehicle“ (OTV) landete am Freitag rund eine Stunde nach Mitternacht (Ortszeit) auf dem Militärflughafen Vandenberg in Kalifornien.
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Die Militärs sprachen von einem erfolgreichen Jungfernflug, der „mehr als 220 Tage“ gedauert habe. Über weitere Einzelheiten des als „top secret“ geltenden Unternehmens wurde geschwiegen. Offen bleibt unter anderem, ob vom Shuttle bereits bei seinem Jungfernflug etwas ins All transportiert wurde. Offiziell diente die Testmission dazu, die Navigations- und Flugleitsysteme, Materialien und Dichtungen dem Realitätstest zu stellen. Die Raumfähre sollte in der Umlaufbahn ihre Ladebucht öffnen und ihre Sonnensegel entfalten.
![© APA/Astrotech X-37B-Gleiter auf einer Atlas-V-Rakete](../../../static/images/site/news/20101248/shuttle_testflug_x_37b_auf_atlas_v_rakete_box_a.2033753.jpg)
APA/Astrotech
Bei dem Vehikel unter dem Codenamen „X-37B“ handelt es sich praktisch um eine Miniversion eines Space Shuttles. Es ist gerade einmal 8,90 Meter lang, hat zwei gestutzte Flügel und soll die Erde in rund 900 Kilometer Höhe umkreist haben.
Das auch Space Plane genannte Raumschiff wurde am 22. April vom militärischen Teil des Weltraumbahnhofs Cape Canaveral in Florida von einer Atlas-V-Rakete in den Orbit befördert. Über die genaue Dauer der Reise hatten sich die Militärs zunächst ausgeschwiegen. „Ehrlich gesagt wissen wir nicht sicher, wann es zurückkommt“, war alles, was der für Raumfahrtprogramme zuständige stellvertretende Luftwaffenstaatssekretär Gary Payton damals verriet.
Künftige Aufgabe offen
Unklar ist vor allem, welche künftigen Aufgaben die Militärs für das Minishuttle ins Auge fassen. Nach Ansicht von Experten könnte mit dem Testflug nun endgültig der Wettlauf um die Militarisierung des Weltraums begonnen haben. Brian Weeden vom privaten Sicherheitsinstitut Secure World Foundation bezweifelt allerdings, dass das Shuttle als „Weltraumbomber“ oder „Satellitenkiller“ geeignet sei.
Auch Russland wirft den USA unterdessen vor, den Weltraum militarisieren zu wollen. „Die USA haben schlichtweg auf die Rufe Russlands und der Welt gespuckt, auf die Pläne zur Stationierung von Waffen im Weltraum zu verzichten“, meinte Ex-Luftwaffenchef Anatoli Kornukow bereits im April.
Als Antwort müsse Moskau ein neues System zur Abwehr von Angriffen aus dem All entwickeln, sagte Kornukow. Das Space Plane zeige das Bestreben der USA, „in den Weltraum zu gelangen und uns zu bedrohen“.
Projekt von NASA übernommen
![© APA/EPA/NASA/Boeing Phantom Works Computermodell eines X-37B-Gleiters](../../../static/images/site/news/20101248/shuttle_testflug_x_37b_computermodell_body_a.2033752.jpg)
APA/EPA/NASA/Boeing Phantom Works
Computeranimation des Airforce-Shuttles „X-37B“
An dem Orbital Test Vehicle wurde über zehn Jahre lang gearbeitet. Begonnen wurde das Projekt in den späten 1990er Jahren zunächst von der zivilen Raumfahrtbehörde NASA, 2004 übernahm dann das Militär das Projekt zusammen mit dem Hersteller, der Boeing-Abteilung „Phantom Works“. Es heißt, die Luftwaffe habe bereits einen zweiten X-37B-Orbiter bestellt.
Die erste erfolgreiche Landung eines unbemannten Shuttles gelang der Sowjetunion mit einem Prototypen des Space-Shuttle-Klons „Buran“ im Jahr 1988.
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