Themenüberblick

Idee von Indianern abgeschaut

Der Kaugummi ist seit 165 Jahren in aller Munde. Genauer gesagt: Um 1845 wurde er von John Curtis aus Portland entwickelt und war zunächst nichts anderes als eine aus Rottannenharz und Bienenwachs gemischte Masse. Zwar enthielt der Brei noch keine Aromastoffe, wurde gleichwohl aber ein Renner.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Der moderne Kaugummi hat mit seinem historischen Verwandten freilich nicht mehr viel gemein: Er ist zuckerfrei und soll damit zahnfreundlich sein, er reinigt die Gebisse und beseitigt Ablagerungen. Das Anwendungsgebiet der heutigen Kaugummis ist breit: von nikotinhaltigen Kaugummis zum Abgewöhnen für Raucher über solche gegen Reisekrankheiten bis hin zu Kautabletten gegen Kopf- und andere Schmerzen.

Gesteigerte Konzentrationsfähigkeit

Abgesehen von der medizinischen Wirkung hatte 1939 Professor H. L. Hollingworth von der New Yorker Columbia-Universität herausgefunden, dass Kauen nicht nur entspannend wirkt, sondern zugleich die Konzentrationsfähigkeit steigert und wachhält. Diese Erkenntnis führte dazu, dass die USA ihre Soldaten immer gut mit Chewing Gum versorgten, im Zweiten Weltkrieg sogar so reichlich, dass der Stoff in der Heimat knapp wurde. „Vergessen Sie diese Packung nicht!“, warb der größte Hersteller Wrigleys in dieser nationalen Notlage.

Curtis hatte seine Mixtur den nordamerikanischen Indianern abgeschaut. 1870 kam Thomas Adams auf die Idee, den Rohstoff Chicle, also Rottannenharz, mit Lakritzgeschmack zu versetzen. Black Jack wurde prompt ein Bestseller. 1906 mischte Frank Fleer das erste Bubble Gum, also den Gummi, aus dem man Ballons blasen kann. Damals benötigte man noch Terpentin, um die klebrigen Reste von Mund, Nase und Augenlidern zu entfernen.

„80 Prozent werden verdaut“

1950 gelangte der erste zuckerfreie Kaugummi auf den Mark. Statt Gummi werden künstliche Ersatzstoffe verwendet. Seither gibt es die Kaudrogen auch in Apotheken, die überdies festgestellt haben, dass es gar nichts macht, wenn man den Kaugummi einmal verschluckt. 80 Prozent werden verdaut, der Rest kommt wieder raus.

Rolf Liffers, dpa

Link: