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Spaniens Staatsfeind

Die Entfernung unkontrolliert ausgespuckter Kaugummis verursacht jährlich Kosten in Millionenhöhe. Um in Zeiten der Euro-Krise diese Kosten zu reduzieren, hat sich die spanische Regierung dazu entschlossen, das Kaugummiproblem in Angriff zu nehmen.

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Wie die britische Zeitung „The Guardian“ berichtete, wurde in einer Parlamentssitzung vergangene Woche eine Richtlinie beschlossen, die künftig die Zusammensetzung der Süßwaren reglementiert. „Die Hersteller können die modernsten Inhaltsstoffe verwenden, die es in Europa gibt“, heißt es in einem offiziellen Statement der Regierung.

Spanische Kaugummis sollen künftig auf einem Copolymer aus Vinylacetat und Vinyllauraten basieren. „Es klebt viel weniger, was die Reinigung deutlich vereinfachen wird“, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Denn unkontrolliert ausgespuckte Kaugummis verursachen derzeit alleine in Barcelona Kosten von 100.000 Euro pro Jahr. Täglich werden mindestens 1.800 Stück von der Stadtreinigung mühselig von der Straße gekratzt.

Marktführer nicht betroffen

Ob der Effekt auf die öffentlichen Plätze Spaniens wirklich deutlich spürbar sein wird, ist fraglich, da die neuen Richtlinien nur für in Spanien produzierte Kaugummis gelten werden und die Marktführer Wrigley’s und Cadbury davon nicht betroffen sind.

Die Lebensmittelforschung beschäftigt sich schon lange mit der Problemstellung, da Kaugummis untrennbar mit der Entsorgungsproblematik verknüpft sind. Die britische Firma Revolymer hat bereits ein - nach Unternehmensangaben - leicht zu entfernendes und biologisch abbaubares Kaugummi-Polymer auf den Markt gebracht. Produkte auf der neuen Basis sollen nach nur zwei bis drei Jahren rückstandslos abgebaut sein - auf Gehsteigen klebend nach weniger als zwei Jahren.

Ausspucken mit finanziellen Konsequenzen

Eine weitere Lösung im Kampf gegen die Problematik ist das Ahnden der falschen Entsorgung: Am weltweit drastischsten wird das Ausspucken von Kaugummi wohl in Singapur bestraft, wo man bis zu 5.000 Euro für das Vergehen zahlt, lange Zeit war die beliebte Süßware dort generell verboten. Inspiriert durch diese Politik der „saubersten Stadt der Welt“ hat man in Barcelona schon vor einiger Zeit ein Bußgeld von bis zu 450 Euro eingeführt, dem man wohl auch künftig nicht entgeht, wenn man politisch korrekte Kaugummis kaut.

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