Großes Medieninteresse
Der Wetterexperte Jörg Kachelmann muss sich seit knapp drei Monaten wegen Vergewaltigung seiner Ex-Freundin in Deutschland vor dem Mannheimer Landgericht verantworten. Zuvor war er rund vier Monate in Untersuchungshaft gewesen. Der Verlauf des Prozesses:
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6. September: Hunderte Journalisten und zahlreiche Zuschauer kommen zum ersten Verhandlungstag. Auch das 37-jährige mutmaßliche Opfer erscheint. Nur wenige Minuten nach Beginn wird der Prozess vertagt. Kachelmanns Anwälte stellen Befangenheitsanträge gegen den Vorsitzenden Richter Michael Seidling und die Richterin Daniela Bültmann.
10. September: Die Befangenheitsanträge werden zurückgewiesen.
13. September: Die Anklage wird verlesen, in der Kachelmann vorgeworfen wird, seine langjährige Geliebte mit einem Messer bedroht und vergewaltigt zu haben. Kachelmann weist die Vorwürfe stets zurück, will im Prozess aber vorerst schweigen. Verteidiger Reinhard Birkenstock kritisiert den Plan, vor dem mutmaßlichen Opfer zunächst Ex-Freundinnen des Angeklagten zu vernehmen.
15. September: Der Notruf der 37-Jährigen wird vorgespielt. Als erster Zeuge wird der ermittelnde Kripobeamte gehört. Ein Kriminaltechniker schildert die Spurensicherung am Tatort. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit sagt eine Geliebte des Moderators aus.
16. September: Kachelmanns Anwälte scheitern mit Dienstaufsichtsbeschwerden gegen die ermittelnden Staatsanwälte.
22. September: Als Zeugen werden zwei Angestellte eines Hotels gehört. Dort hatte Kachelmann am frühen Morgen des 9. Februar eingecheckt, nachdem er vom mutmaßlichen Opfer kam. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wird die 70-jährige Mutter der Frau gehört.
29. September: Polizistinnen schildern, wie es der 37-Jährigen während der Vernehmungen ging. Sie zweifeln nicht an ihrer Glaubwürdigkeit. Die Verteidiger ziehen ihren Gutachter Tilman Elliger zurück. Er hatte Aufsehen erregt, weil er auf Kachelmanns U-Haft-Entlassungsparty gesehen worden war. Eine Beamtin wird vernommen, die mit Fernsehkollegen des Moderators gesprochen hatte.
30. September: Das Gericht gibt bekannt, dass der Prozess länger dauern wird als anfangs geplant. Als voraussichtlicher Termin der Urteilsverkündung wird nun der 21. Dezember genannt.
4. Oktober: Der 71-jährige Vater des mutmaßlichen Opfers sowie eine Ex-Freundin von Kachelmann sagen als Zeugen aus. Die Öffentlichkeit wird ausgeschlossen.
6. Oktober: Wegen Befangenheit lehnt das Gericht einen Sachverständigen der Verteidigung ab. Es bestünden Zweifel an der Unparteilichkeit des rechtsmedizinischen Gutachters Bernd Brinkmann. Zuvor werden zwei Ex-Freundinnen Kachelmanns unter Ausschluss der Öffentlichkeit vernommen.
11. Oktober: Das Landgericht befragt erneut unter Ausschluss der Öffentlichkeit eine Ex-Freundin des Angeklagten.
13. Oktober: Die Verteidiger stellen einen neuen Befangenheitsantrag gegen drei Berufsrichter, weil diese das mutmaßliche Opfer nicht vor seiner Aussage über das Zeugnisverweigerungsrecht aufgeklärt hatten. Nach Auffassung der Anwälte beschuldigt die Ex-Geliebte und Nebenklägerin den Wettermann zu Unrecht und könnte sich darum bei einer Aussage selbst belasten.
18. Oktober: Die Richter belehren die Ex-Geliebte über ihr Aussageverweigerungsrecht nach Paragraf 55 der Strafprozessordnung, die Verteidigung hält aber am Befangenheitsantrag fest.
20. Oktober: Das Gericht weist den Antrag ab. Erstmals schildert die Nebenklägerin das Geschehen aus ihrer Sicht.
27. Oktober: Die Frau beendet ihre Aussage. An vier Verhandlungstagen wurde sie insgesamt mehr als 20 Stunden unter Ausschluss der Öffentlichkeit vernommen. Anschließend wird der Therapeut der Nebenklägerin, der Psychiater und Traumatologe Günter Seidler, als Zeuge befragt.
8. November: Nach eineinhalb Wochen Prozesspause wird eine weitere Ex-Geliebte des Moderators gehört. Da es auch um sexuelle Vorlieben gehen sollte, wird die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Prozessbeteiligte äußern die Erwartung, dass es 2010 nicht mehr zu einer Urteilsverkündung kommt.
10. November: Es kommt zu einer heftigen Auseinandersetzung um die Rolle der Medien. Anlass ist ein Exklusivvertrag, den eine Zeugin vor ihrer Vernehmung mit einer Illustrierten abgeschlossen hat.
22. November: Das Gericht erklärt, dass sich der Prozess weiter hinziehen wird als gedacht. Bis Ende März 2011 habe die zuständige Kammer 19 weitere Termine reserviert. In dem Prozess, der bis Anfang Dezember unterbrochen wurde, war bisher der 21. Dezember als letzter Prozesstag vorgesehen.
29. November: Kachelmanns Verteidiger Reinhard Birkenstock teilt dem Gericht und der Presse mit, dass er sein Mandat abgibt. Neuer Anwalt des angeklagten Moderators ist der Hamburger Jurist Johann Schwenn, wie Kachelmanns Medienanwalt Ralf Höcker mitteilt.