Berüchtigte „Eiserne Lady“
Die legendäre britische Ex-Premierministerin Margaret Thatcher musste im Oktober wegen einer Grippe ihre eigene Geburtstagsparty auslassen. Wenig Tage später wurde sie sogar ins Krankenhaus eingeliefert.
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Nach rund zwei Wochen wurde die „Eiserne Lady“ schließlich wieder aus einer Londoner Privatklinik entlassen. Die Ärzte hätten ihr bestätigt, dass sie wieder vollkommen genesen sei, sagte eine Sprecherin der 85-Jährigen Anfang November. Die offizielle Feier zu ihrem 85. Geburtstag im britischen Regierungssitz Downing Street hatte trotz Thatchers Erkrankung stattgefunden.
Darauf habe die frühere Tory-Chefin selbst bestanden, so Premierminister David Cameron. Zu der Party waren ehemalige Minister und Kollegen sowie Freunde Thatchers eingeladen. Sobald sie sich erholt hat, soll die Feier wiederholt werden. Thatcher leidet nach Angaben ihrer Tochter unter Demenz und musste in den vergangenen Jahren mehrere Schlaganfälle und einen Sturz verkraften. Sie tritt nur noch selten öffentlich auf.
Berühmt und berüchtigt
Thatcher war die erste Frau, die Regierungschefin eines westlichen Landes wurde. Berühmt-berüchtigt wurde sie aufgrund ihrer gnadenlosen Sozialpolitik und ihres entschlossenen Eintretens für die freie Marktwirtschaft, eine Haltung, die als „Thatcherismus“ längst zum Schlagwort und zu einem Teil der politischen Geschichte des 20. Jahrhunderts geworden ist.
Bevor sie ihre politische Karriere begann, studierte die aus einfachen Verhältnissen stammende Thatcher Chemie. 1970 wurde sie Kultur- und Wissenschaftsministerin und kam so zu ihrem ersten Beinamen. Als „Milchräuberin“ wurde Thatcher in dieser Funktion berühmt, weil sie die Gratismilch an Volksschulen abschaffte.In einer Kampfabstimmung gegen den damaligen Amtsinhaber Edward Heath wurde „Maggie“ als erste Frau 1975 Vorsitzende der Konservativen Partei (Tory Party).
Eisern gegen Kommunisten
Der Spitzname „Eiserne Lady“ stammte aus einem Kommentar Radio Moskaus im Jahre 1976, nachdem die erklärte Antikommunistin die Sowjetunion scharf attackiert hatte. „Die Russen haben gesagt, dass ich eine ‚Eiserne Lady‘ sei. Und sie hatten recht“, sagte Thatcher beim Abtreten von der politischen Bühne. „Großbritannien braucht eine ‚Eiserne Lady‘“, meinte Thatcher, die diesen Beinamen immer als Ehrentitel verstand.
Sozialstaat: Nein danke
Ihren Ruf als „Eiserne Lady“ verdiente sich Thatcher aber auch mit ihrem kompromisslosen Eintreten für die freie Marktwirtschaft und gegen die „Gewerkschaftsmacht“, ihr hartes Auftreten im Falkland-Krieg 1982 und ihre Kampagne gegen die „Bürokraten in Brüssel“. Der Krieg mit Argentinien um die kleinen Falklandinseln verschaffte Thatcher einen Popularitätsschub, so gelang der durch ihre drastischen Reformen unbeliebt gewordenen Premierministerin die Wiederwahl.
Mit dem früheren US-Präsidenten Ronald Reagan pflegte Thatcher besonders enge Kontakte: Sie sah im amerikanischen Wirtschaftsmodell ein Vorbild, um dem damals angeschlagenen Großbritannien wieder auf die Beine zu helfen. Auch außenpolitisch herrschte Einigkeit zwischen beiden, indem sie entschlossen gegen die militärische Bedrohung durch die Sowjetunion Front machten.
„I want my money back“
Mit dem legendär gewordenen Spruch „I want my money back“ und Handtaschen schwingend erreichte sie den bis heute gültigen „Britenrabatt“ zur Finanzierung der EU. Von diesem Abschlag, der jährlich rund fünf Milliarden Euro ausmacht, wich auch Labour-Premier Tony Blair nicht ab. Ganze Industriezweige privatisierte sie, Millionen von Arbeitslosen waren die Folge. Sie senkte die Steuern für Unternehmer und Besserverdiener, Streiks wurden gnadenlos niedergeschlagen.
Ihrem Motto „Es stört mich nicht, was meine Minister sagen, solange sie tun, was ich ihnen sage“ folgend verdrängte Thatcher Partei- und regierungsinterne Kritiker von ihren Posten. Ihr Eintreten für eine unpopuläre „Kopfsteuer“ (Poll Tax) und harte Kritik an ihrem autoritären Führungsstil führten 1990 schließlich zu ihrem Rücktritt.
Links:
- Margaret Thatcher Foundation
- Conservatives
- Thatcherismus(href=http://www.bpb.de/publikationen/00577604947219553231294104464435,2,0,Entwicklung_Gro%DFbritanniens_seit_1945.html) (Deutsche Bundeszentrale für Politische Bildung)