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Jahrhundertealte Tradition

Bildende Kunst hat in Indien, genauso wie auch die darstellende, schon seit jeher eine wichtige Rolle gespielt. Die indische Kultur gehört zu den ältesten der Erde und war prägend für ganz Süd- und Südostasien. Weil der Glaube in Indien, dem Ursprungsland mehrerer Religionen, immer einen hohen Stellenwert hatte, übte er auch auf die Kultur einen wesentlichen Einfluss aus.

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Die geradezu unüberschaubare Vielfalt an Sprachen und Völkern brachte außerdem regionale Besonder- und Eigenheiten hervor. Aber auch fremde Einflüsse wie etwa der Islam und europäische Kolonialmächte hinterließen ihre Spuren. Obwohl die Bildhauerei in Indien lange Zeit als die höhere Kunstform galt, gab es schon früh eine hoch entwickelte Tradition der Malerei.

Abgesehen von vorgeschichtlichen Malereien und verzierten Keramiken aus der Induskultur stammen die frühesten Beispiele aus der Gupta-Zeit (etwa 300 bis 500 nach Christus). Die buddhistischen Felsmalereien in den Höhlen von Ajanta gelten als Meisterwerke dieser Epoche. Spätere Werke in Ajanta sowie hinduistische, jainistische und buddhistische Darstellungen in den Höhlen von Ellora setzten den Gupta-Stil fort.

Malerei gewann durch Islam an Bedeutung

Mit dem Auftreten des Islam ab dem 12. Jahrhundert gewann die Malerei als höfische Kunst in persischer Tradition allmählich an Bedeutung. Den Höhepunkt ihrer Entwicklung erreichte sie mit dem Mogul-Stil des 16. bis 18. Jahrhunderts.

Vor allem die Miniaturmalerei erlebte eine Blüte. Abgebildet wurden fast ausschließlich weltliche Dinge, daher überwiegen Porträts wichtiger Persönlichkeiten des Reiches sowie Darstellungen des höfischen Lebens und bedeutender geschichtlicher Ereignisse. Auch in anderen islamisch geprägten Teilen Indiens blühte die Miniaturmalerei. So entwickelte sich an den Höfen der Dekkan-Sultanate eine eigenständige Stilrichtung.

Jede Schule entwickelte zwar eigene Besonderheiten, allen sind aber die großflächige Zeichnung und die leuchtenden Farben gemein. Figuren wurden oft ohne Schatten dargestellt. Im westlichen Himalaya entwickelte sich im 18. Jahrhundert die Pahari-Schule. Auch sie wird von hinduistischen Motiven beherrscht. Kennzeichnend sind Landschaftsdarstellungen mit nur wenigen Figuren.

Umbruch durch westliche Einflüsse

Westliche Einflüsse während der britischen Kolonialzeit brachten umwälzende Veränderungen mit sich. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts befand sich die traditionelle indische Malerei im Niedergang. Stattdessen versuchten Maler wie Raja Ravi Varma, europäische Stile, allen voran den Realismus, nachzuahmen.

Erst nach der Jahrhundertwende fanden althergebrachte Stilelemente wieder Eingang in die Werke indischer Künstler, darunter der Bengalischen Schule um Abanindranath Tagore. Die moderne Malerei Indiens greift westliche Kunstrichtungen auf, führt aber auch indische Traditionen fort und entwickelt sie weiter. Das Essl-Museum zeigt in seiner aktuellen Schau „India Awakens“ einen Querschnitt durch die junge zeitgenössische Kunstszene des Landes.

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